Boris Tishchenko (1939-2010) wird auf dieser CD mit zwei nach der Sowjetzeit entstandenen Werken sowie den 2014 orchestrierten Tsetayeva-Liedern von 1974 vorgestellt. Der Shostakovich-Schüler schreibt eine in ihrer Form weitgehend konventionelle Musik, überrascht aber gleichzeitig immer wieder mit ungewöhnlichen Ideen.
Sein Konzert für Violine, Klavier und Streichorchester beginnt mit einer nervösen Fantasie, gefolgt von einem quirligen Rondo, in denen das Klavier perkussiv eingesetzt wird. Das Interlude trennt diese beiden schnellen Sätze von einer sehr zärtlichen Romanze, in der sich ein anregender Dialog zwischen den beiden Soloinstrumenten entwickelt.
Die dreisätzige Achte Symphonie zählt zu den letzten Werken des Komponisten. Tishchenko schrieb sie mit der Idee, sie unmittelbar der Unvollendeten von Franz Schubert folgen zu lassen, mit der sie sich musikalisch verbindet. Es gibt viel feinzarte Musik darin, sehr melodisch und kantabel. Das abschließende Allegro finale ist ein tanzartiger Satz mit einem teilweise sehr ausgeprägten Ostinato-Charakter und einer recht opulenten Coda.
Die Tsetayeva-Lieder bringen Trauer und Unsicherheit, wenn nicht gar Hoffnungslosigkeit zum Ausdruck. Mila Shkirtils wendige Mezzostimme eignet sich dafür sehr gut, und die Sängerin singt ausdrucksvoll, ohne pathetisch zu werden.
In allen drei Kompositionen ist Yuri Serov ein guter Sachverwalter der Musik Tishchenkos, die er spannungsvoll und rhetorisch umzusetzen weiß. Solisten und Orchester spielen engagiert, und die Tonaufnahme ist bestens ausgewogen, angenehm räumlich und durchhörbar.