Diese Einspielung des vielseitig interessierten Cellisten David Stromberg und seines Partners am Klavier, Florian Uhlig, bietet mit der Cellosonate von Emanuel Moór bei gleichzeitiger Nutzung des Duplex-Piano, das im Ursprung ebenfalls von diesem Herrn Moór entwickelt wurde, allerlei Entdeckenswertes.
Auch für die beiden anderen Sonaten von Dohnanyi und Strauss haben die Interpreten dieses besondere Klavier genutzt. Es lohnt sich, das Instrument kurz zu erklären. Im Grundsatz hat Moór die vom Cembalo bekannte mögliche Kopplung zweier Manuale auf den modernen Flügel übertragen. Damit werden Modulationsfähigkeit und Klangreichtum miteinander verbunden. Das obere Manual ist genau eine Oktave höher gestimmt. Angeschlagen wird die gleiche Bespannung, so dass Überkreuzungen vermieden werden, aber auch Farbschattierungen ausgeschaltet sind. Obwohl zeitweilig von verschiedenen Klavierbauern gebaut, hat es sich nicht durchgesetzt. Da man beispielsweise übermäßige Akkorde durch gleichzeitige Benutzung beider Manuale leicht spielen kann, hat vielleicht der Hang großer Solisten, ihr Können darstellen zu dürfen, eine Verbreitung verhindert. Außerdem hätte man alle eingeübten Techniken an die neue Situation anpassen müssen.
Als Komponist mag man Moór zwischen Genie und spätromantischem Epigonentum hören. So wirkt die hier eingespielte Cellosonate leidenschaftlich, hat dramatische Wucht und zeigt sich auch verinnerlicht, bietet aber, Brahms immer im Hinterkopf, nichts wirklich Neues. Sie zeichnet sich durch ihren etwas unsteten, rastlosen, ja brodelnden Charakter aus.
Die Sonate von Dohnanyi eröffnet mit einem gewichtigen und majestätischen Satz. Das lebhafte Scherzo verweigert jeden tragischen Ton. Im Finale ist der geistreiche Humor des Komponisten anzutreffen, da er alle Themen der anderen Sätze als integrale Bestandteile der Variationen verwendet. Strauss‘ frühe Sonate hatte in der veröffentlichten Fassung bereits eine tiefergehende Überarbeitung erfahren, da die Jugendarbeit seinen eigenen Ansprüchen nicht mehr genügte. Das hier ebenfalls Stürmende und Drängende blieb erhalten.
Die beiden Interpreten haben die Eigenarten der Werke mit ihrem Spiel gut ausgebreitet. Ihr zupackend direktes Musizieren, insbesondere beim Cellisten, macht das erregte Innenleben der Werke bestens hörbar. Stromberg ist ein Musiker, der das strukturelle Denken deutlich formuliert. Doch dabei belässt er es nicht, sondern gestaltet ebenso intensiv die Musik, um deren Schichten zu zeigen. In beiden Aspekten steht ihm Florian Uhlig am Klavier nicht nach. Er hat das Spiel auf den beiden Manualen verinnerlicht und kann so die Vorteile dieses Instruments ausreizen, ohne deswegen das Cello zu verdecken. Vielmehr agieren sie in schöner Übereinstimmung und abgestimmt, um das Partnerschaftliche zu zeigen.
Vor allem wegen der Möglichkeit, das Duplex-Klavier kennen zu lernen und im Hinblick auf das selten zu hörende Repertoire verdient diese Einspielung erhöhte Aufmerksamkeit.
This recording by the versatile cellist David Stromberg and his partner on the piano, Florian Uhlig, offers different kinds of discoveries with the cello sonata by Emanuel Moór while using the Duplex-Piano, which was also developed by this Mr. Moór. The performers also made use of this particular piano for the other two sonatas by Dohnanyi and Strauss.
It is worth briefly explaining the instrument. In principle, Moór has transferred the possible coupling of two manuals known from the harpsichord to the modern grand piano. This combines modulation ability and richness of sound. The upper manual is tuned exactly one octave higher. The same stringing is used, so that crossings are avoided, but also color shadings are eliminated. Although occasionally built by various piano makers, it did not catch on. For example, since it is easy to play excessive chords by using both manuals simultaneously, perhaps the penchant of great soloists to show off their skills prevented its widespread use. Moreover, all practiced techniques would have had to be adapted to the new situation.
As a composer, Moór may be heard between genius and late Romantic epigonism. Thus the cello sonata recorded here seems passionate, has dramatic force and also shows itself internalized, but, Brahms always in mind, offers nothing really new. It is characterized by its somewhat unsteady, restless, even seething character.
Dohnanyi’s sonata opens with a weighty and majestic movement. The lively scherzo refuses any tragic tone. The composer’s witty humor is found in the finale, as he uses all the themes of the other movements as integral parts of the variations. Strauss’s early sonata had already undergone a deeper revision in the published version, as the youthful work no longer met his own standards. What was also storming and urging here was retained.
The two interpreters spread the peculiarities of the works well with their playing. Their grippingly direct music-making, especially in the case of the cellist, makes the excited inner life of the works perfectly audible. Stromberg is a musician who clearly articulates structural thinking. But he does not leave it at that, but shapes the music just as intensively to show its layers. In both aspects Florian Uhlig is not inferior to him at the piano. He manages well the playing on both manuals and is thus able to exhaust the advantages of this instrument without obscuring the cello. Rather, they act in beautiful agreement and coordination to show the partnership.
Especially because of the opportunity to get to know the duplex piano and in view of the rarely heard repertoire, this recording deserves increased attention.
Cellist David Stromberg und das Duplex Piano: « Ich bin mit einer enormen Klangfülle konfrontiert »