Was wäre die Musik ohne William Shakespeare? Sie wäre ein großes Stück ärmer an fantastischen Bühnenfiguren, an herzzerreißenden Liebesgeschichten und bluttriefenden Herrscherdramen.
Kein Komponist scheint ohne Shakespeare ausgekommen zu sein. Wie ist es anders zu erklären, dass Isabelle Druet und Anne Le Bozec in ihrer Auswahl quasi Neuland betreten.
Die bedeutenden Lied-Komponisten Schubert, Schumann und Wolf erwartet man eher als ein Jean Sibelius, Mario Castelnuovo-Tedesco oder Ivor Gurney. Die bewusst gewählte Sprachenvielfalt stellt für Isabelle Druet keine Hürde da. Es ist nicht alltäglich, eine französisch-sprachige Sängerin zu hören, die derart akzentfrei englische und deutsche Texte artikuliert. Sogar das Finnische kommt klar und deutlich herüber, auch wenn der Rezensent gestehen muss, beim Sibelius-Lied nicht ohne Übersetzung ausgekommen zu sein.
Nicht nur sprachlich beeindruckt Isabelle Druet, auch darstellerisch ist sie stets auf der Höhe. Ob verzweifelte Liebe, ob Trennungsschmerz, ein zartes Ständchen, ein neckisches Liedchen: Die Mezzosopranistin und ihre Partnerin am Klavier finden stets den richtigen Ton. Isabelle Druets erdige Stimme, mit dem weichen, fein eingedunkelten Timbre lässt eine besondere Intimität entstehen. Man ist unversehens « in love with Shakespeare ».