Charlotte Marie Louise Durey, die ihre Kompositionen u. a. mit Ch. Sohy, dem Namen ihrer Großmutter, unterzeichnete, wurde, wie Nadia Boulanger, 1887 geboren. Sie wurde sehr früh in die Musikwelt eingeführt und war mit Boulanger und Mel Bonis befreundet. Sie studierte an der Schola Cantorum, wo sie von Alexandre Guilmant, Louis Vierne sowie von Vincent d’Indy unterrichtet wurde. Sie verfasste Messen, Lieder, Klavierstücke, Trios, Streichquartette sowie eine Symphonie. Das lyrische Drama L’Esclave couronnée zeigt ihre perfekte Kenntnis großer Ensembles, ihre Zugehörigkeit zum Kreis um Vincent d’Indy und das Wagnersche Prinzip des Leitmotivs. Ihre auch literarische Ausbildung durchdringt auch ihre musikalische Sprache, da sie ihre lyrischen Werke mit großer dramatischer Kraft prägt. Ihre Musik wurde zu ihren Lebzeiten von Dukas, Ravel und Fauré gespielt. Sie starb 1955. Zwischen 1789 und 1914 gehörte sie zu den Komponistinnen, die professionellen agierten, respektiert wurden und öffentlich erfolgreich waren.
Ihr Stil lässt sich als neoromantisch beschreiben. Über diesen Rahmen hinaus hört man manchem Werk auch impressionistische Züge an. Die Sammlung mit drei CDs stellt Werke für bzw. Klavier, andere Kammermusikwerke ohne Klavier sowie orchestrale Stücke vor. Gleich die erste eingespielte Komposition, die Fantasie op. 3, zeigt die versierte Gestalterin, die ihren Stil gefunden hat. Zwei weitere reine Klavierwerke, die zweite Sonate sowie Vier romantische Stücke geben einen Einblick in ihr Klavierwerk aus unterschiedlichen Phasen. Die Lieder aus dem Moor zeigen auf ihr Liedschaffen, das kurze Charakterstück Oktober für Cello und Klavier sowie das Klaviertrio bieten ihrer Sicht auf klassische Besetzungen.
Auf der zweiten CD werden die beiden Streichquartette mit dem Tryptique champêtre für Flöte, Streichtrio und Harfe kombiniert. Auch diese drei Stücke überzeugen nicht nur, sondern bieten einen hochinteressanten und auf mehr neugierig machenden Höreindruck. Die Werke mit Orchester bieten vor allem solche mit einer Gesangssolistin sowie ein Thème varié mit Solovioline sowie die Histoire sentimentale, bei der das Schlagzeug mit dem Streichorchester spielt.
Bei den vor allem auch aus Frankreich stammenden Interpreten stechen David Kadouch mit seiner das Werk einfühlsam gestalteten Fantasie für Klavier, die Mezzosopranistin Aude Extrémo in den Drei Nostalgischen Liedern und den beiden Poèmes Chantés sowie Marie Perbost mit ihrer Deutung der Meditationen heraus. Doch auch alle anderen Beteiligten bringen die Musik zum Leuchten und erfüllen sie mit Leben. Das Quatuor Hermès liefert mit den beiden Quartetten durch und durch lebendig gestaltete Interpretationen, die einmal mehr zeigen, wie viele hörenswerte Musik oft verborgen bleibt. Debora Waldman, die neben der Leitung des Nationalorchesters der Region Avignon-Provence auch anderweitig aktiv ist, um die Musik von Charlotte Sohy wieder auf den Spielplan zu bringen, führt das Ensemble einem inspiriert, aber nicht wuchernden Spiel, so dass auch die groß besetzten Werke einen famosen Eindruck hinterlassen.
Neben den technisch sowohl ausdrucksvoll wie auch angenehm realisierten Aufnahmen gibt das zweisprachige dicke Beiheft mit vielen kolorierten Zeichnungen, einem Lebenslauf, Einführungen in die Werke und den Texten der Lieder die weiteren Akzente, um diese Künstlerin der Belle Epoque äußerst gelungen dem Dornröschenschlaf zu entreißen.
Charlotte Marie Louise Durey, who signed her compositions with Ch. Sohy, her grandmother’s name, among others, was born in 1887, like Nadia Boulanger. She was introduced to music at a very early age and was friends with Boulanger and Mel Bonis. She studied at the Schola Cantorum, where she was taught by Alexandre Guilmant, Louis Vierne, as well as Vincent d’Indy. She composed masses, songs, piano pieces, trios, string quartets, and a symphony. The lyrical drama L’Esclave couronnée shows her perfect knowledge of large ensembles, her belonging to the circle around Vincent d’Indy and the Wagnerian principle of the leitmotif. Her training, which was also literary, also permeates her musical language, as she imbues her lyrical works with great dramatic power. Her music was performed during her lifetime by Dukas, Ravel and Fauré. She died in 1955, and between 1789 and 1914 she was one of the women composers who acted professionally, were respected, and were publicly successful.
Her style can be described as neo-romantic. Beyond this, one can also hear impressionistic traits in some of the works. The collection of three CDs presents works for or piano, other chamber music works without piano as well as orchestral pieces. The very first composition, the Fantaisie op. 3, shows the accomplished composer who has found her style. Two other piano-only works, the Second Sonata and Four Romantic Pieces give an insight into her piano work from different phases. The Lieder aus dem Moor point to her song work, the short character piece October for cello and piano as well as the piano trio offer her view of classical instrumentation.
The second disc combines the two string quartets with the Tryptique champêtre for flute, string trio and harp. These three pieces are also not only convincing, but highly interesting and arouse curiosity for more. The works with orchestra offer mainly those with a vocal soloist as well as a Thème varié with solo violin and the Histoire sentimentale, in which the percussion plays with the string orchestra.
Among the performers, who come mainly from France, David Kadouch stands out with his Piano Fantasy, which sensitively shapes the work. No less fascinating are the mezzo-soprano Aude Extrémo in the 3 Chants nostalgiques and the two Poèmes chantés, and Marie Perbost with her interpretation of the meditations. But all the other participants also make the music shine and fill it with life. With the two quartets, Quatuor Hermès delivers thoroughly lively interpretations that show once again how much music worth hearing often remains hidden. Debora Waldman, who in addition to conducting the National Orchestra of the Avignon-Provence region is active elsewhere in bringing the music of Charlotte Sohy back to the repertoire, leads the ensemble in inspired but not rampant playing, so that even the large-scale works make a splendid impression.
In addition to the technically both expressive and pleasantly realized recordings, the thick bilingual booklet with many colored drawings, a curriculum vitae, introductions to the works, and the texts of the songs provide the further accents to snatch this artist of the belle époque extremely successfully from her slumber.