Jüngere Forschungen über das Schicksal von Musikern, die im faschistischen Italien verhaftet wurden und in vielen Fällen umkamen, förderten zu Tage, dass einige von ihnen während der Inhaftierung in faschistischen Lagern weiterhin musikalisch aktiv bleiben konnten. Eines dieser Forschungsprojekte wird nun von dem Wiener Musikverlag Universal Edition unterstützt. Es handelt sich um das Projekt Musica internata des Konservatoriums in Rovigo (Veneto).
Im Zentrum des Projekts stehen Erforschung, Studium, Digitalisierung, Edition und Aufführung von Musik von Komponisten, die in den zwischen 1940 und 1943 von Mussolini errichteten ‘Campi del Duce’ entstanden ist.
Dabei sollen Werke, die der Zeit des Zweiten Weltkriegs entstanden sind, erforscht, rekonstruiert und durch wissenschaftliche Editionen wieder spielbar gemacht werden und, begleitet durch Buchprojekte oder museale Ausstellungen, Einblicke in das Leben der Inhaftierten geben.
Im Konservatorium von Rovigo wurde eine bibliografische Abteilung für Partituren und internationale musikwissenschaftliche Studien über verfolgte Musik eingerichtet. Das Konservatorium arbeitet mit dem CDEC (italienisch Fondazione Centro di Documentazione Ebraica Contemporanea) zusammen, einer bedeutenden Einrichtung für jüdische Studien mit Sitz in Mailand.
Derzeit liegt der Fokus des Projekts auf der Erforschung von Leben und Werk dreier jüdischer Komponisten, die im kalabrischen Lager Ferramonti gefangen gehalten wurden: der polnischstämmige Isko Thaler, der u.a. bei Franz Schreker studierte, Leon Levitch sowie der Wiener Kurt Sonnenfeld (1921-1997), dessen persönliche Bibliothek 2021 von seinen Erben an das Konservatorium übergeben wurde.
Die Universal Edition unterstützt das Forschungsprojekt, indem sie die digitalisierten Werke auf ihrer Website präsentiert und einem weiteren Wissenschaftskreis ebenso zugänglich macht wie interessierten Laien oder dem professionellen Aufführungsbetrieb.