Fast 79 Minuten Musik, ein sehr unterschiedliches Programm: die koreanische Pianistin Joyce Yang will zeigen, was sie kann. Vielleicht will sie sogar zeigen, dass sie vieles kann. Und dabei versagt sie. Die verträumten Passagen Rachmaninovs und Hindemiths gelingen ihr am besten, am stimmungsvollsten. Auch die übrigen Stück von Hindemiths Nacht-Impressionen sind in starken Interpretationen zu hören. Doch Bartoks ‘Im Freien’ geht in einer zu starken Kontrastbildung unter, die als einziger Interpretationsansatz dieser Hommage an die Natur nicht gerecht wird. Die Energie braucht hier andere Zündungselemente, solche etwa, wie sie in Lucy Jarnachs Interpretation vollauf spürbar werden (Rezension hier).
Auch in Schumanns Fantasiestücken op. 12 baut Yang ganz auf Kontraste, aber von der Hintergründigkeit Schumannscher Musik spürt man wenig, das Extrovertierte und das Introvertierte werden nicht wirklich verbunden. An Martha Argerichs impressionistisch gefärbte Interpretation will ich mal hier gar nicht als Bezugspunkt denken,… aber es gibt genügend andere Referenzen, um diese Interpretation als doch ziemlich arm anzusehen.
Dass sie ihrem Spiel viel mehr Farben produzieren kann als die, von denen Schumann leben muss, zeigt sie Pianistin in Rachmaninovs Zweiter Sonate (Version 1931), die bei aller Dramatik sehr klar in der Artikulierung wird. ICMA-Preisträger Alessandro Mazzamuto hat freilich aus dem Werke noch viel mehr herausgenommen (SACD Arts 47761-8).
South Korea-born pianist Joyce Yang builds her recital essentially on musical contrasts. However, this is not sufficient as a concept, and we know about plenty of performers who got more music from the various pieces in this 79 minutes program.