Eine große Unsicherheit des Narrativs prägt den ersten Satz von Anton Bruckners Dritter Symphonie. Verstörung wechselt sich mit sehr dezidierter Gestik ab. Dieser Kontrast wird durch das punktuelle Stehenbleiben der Musik noch deutlicher. Diese komplexe Materie in einen kohärenten Fluss zu bringen, die Spannungen zwischen dem zögerlichen Vorwärtsschreiten und der Klangfülle der großen Steigerungen spürbar zu machen, das gelingt François-Xavier Roth in dieser Aufnahme extrem gut.
Das Gefühl innerer Unsicherheit setzt sich im Adagio fort, in dem der Dirigent das Konfliktuelle gut zum Ausdruck bringt. Zu diesem Eindruck trägt freilich auch die Verwendung des Original-Manuskripts bei, das im Gegensatz zu den häufiger verwendeten späteren Fassungen einen unkastrierten Bruckner zu Gehör bringt. Besonders auffallend ist das im Finale, dessen Kontraste Roth mit viel Klarheit und Durchsichtigkeit der Strukturen dramatisch herausarbeitet.
Er macht deutlich, wie komplex das gedankliche und musikalische Gefüge der Symphonie ist.
Das Gürzenich Orchester spielt auf hohem Niveau und die Tonaufnahme ist großräumig und gut disponiert.
A great uncertainty of narrative characterizes the first movement of Anton Bruckner’s Third Symphony. Disturbance alternates with very determined gestures. This contrast is made even clearer by the fact that the music expressively stops at certain points. François-Xavier Roth succeeds extremely well in this recording in bringing this complex material into a coherent flow, making the tensions between the hesitant forward progress and the sonority of the great climaxes palpable.
The feeling of inner uncertainty continues in the Adagio, in which the conductor expresses the conflict well. Of course, the use of the original manuscript also contributes to this impression, which, in contrast to the more frequently used later versions, presents an uncastrated Bruckner. This is particularly noticeable in the finale, whose contrasts Roth dramatically brings out with great clarity and transparency of structure.
He makes it clear how complex the symphony’s intellectual and musical structure is.
The Gürzenich Orchestra plays at a high level and the recording is spacious and well arranged.