Der 23-jährige Luxemburger Cellist Cyprien Keiser stellte in einem Konzert im Lalux-Auditorium in Leudelingen (Luxemburg) sein Projekt einer anstehenden CD-Aufnahme vor und spielte einen Kammermusikabend mit dem jungen französischen Pianisten Ilan Zajtmann. Remy Franck berichtet.
Neben kleineren Stücken von Glazunov, Villa-Lobos und Piazzolla standen zwei wichtige Werke auf dem Programm des Konzerts, und gleich in der Cello-Fassung der Sonate von César Franck wurde offensichtlich, was sich später in Schumanns Fantasiestücken op. 73 (und nicht op. 12, wie im Programmheft zu lesen war) bestätigen sollte. Es war vor allem Cyprien Keisers sensuelles Cello, das herausstach, und es war klar, dass es Keiser war, der die Gangart und den Ausdruck prägte. Der Cellist überzeugte mit einem expansiv lyrischen und leidenschaftlichen Spiel von makelloser Schönheit und ausgezeichneter Tonkontrolle. Der zweite Satz war der stärkste in dieser Aufführung. Keiser erfasste seine Vitalität und seinen drängenden Geist, und die Linien des Cellisten waren leidenschaftlich und fesselnd. Auch im kontemplativen Mittelteil zog Keiser die Aufmerksamkeit auf sich und sein Spiel. Nun kann man ihm diese Vorrangstellung nicht zum Vorwurf machen, denn gegenüber seinem Interpretieren blieb der Pianist Ilan Zajtmann ziemlich blass. Mit einem unflexiblen, total inhibierten und emotionslosen Spiel trug er wenig zum Gesamteindruck bei und verhinderte eigentlich den doch so wichtigen Dialog im Kammermusikspiel.
Auch in den Fantasiestücken von Schumann blieb er mit einem unbeteiligt wirkenden, selbstgefälligen sowie nüchtern-unbeseelten Spiel am Rande des musikalischen Geschehens, das allein von Cyprien Keisers phantasievoller Darbietung getragen wurde. Der Cellist versuchte zwar immer wieder Kontakt mit dem Pianisten aufzunehmen, doch der blieb, die Augen in die Noten bohrend, unzugänglich. Allerdings muss man Zajtmann gutschreiben, dass sein Spiel sehr klar und transparent war, rein technisch auf hohem Niveau.
Cyprien Keiser erfasste den mehrdimensionalen Charakter der Fantasiestücke perfekt, und sein Spiel hatte die notwendigen Farben und auch eine schöne Flüssigkeit. Der Cellist spielte bewegungsreich, mit gutem Atem. Selbst im leidenschaftlich drängenden letzten Stück, ‘Rasch und mit Feuer’, blieb der Klang des Streichinstruments von stupender Reinheit. Dass letztlich das Poetische und vor allem Abgründige, die so stark in Schumanns romantischer Nostalgie verwurzelt sind, nicht voll zum Ausdruck kamen, lag an der mangelnden Einfühlungsgabe des Pianisten.
Und so brachte der Abend für mich vor allem die Erkenntnis, dass Cyprien Keiser, den ich seit einigen Jahren nicht mehr gehört hatte, einen bereichernden Weg hinter sich hat und jetzt, am Ende seiner Studien stehend, einen Start in eine hoffentlich erfolgreiche Karriere angehen kann. Das wünsche ich ihm jedenfalls von Herzen und mit Überzeugung.
Wer das CD-Projekt des jungen Musikers unterstützen will, kann das mit einer Crowdfunding-Spende auf das Konto LU61 0019 4855 4285 5000 (BCEELULL) von Cyprien Keiser tun.