Die noch von Alfred Cortot und Sergei Rachmaninov ausgebildete griechische Pianistin Gina Bachauer (1913-1976) ist heute bekannter durch den von ihrer Stiftung in Salt Lake City veranstalteten Klavierwettbewerb als durch ihre Schallplatten-Aufnahmen, von denen die ersten übrigens relativ spät, erst 1949 entstanden. Profil hat die zuvor schon auf anderen Labels veröffentlichten Einzelaufnahmen in einer repräsentativen Box zusammengefasst, die eine willkommene Hommage an diese grandiose Pianistin darstellen, deren Spiel sich durch viel Energie und genau so viel Sensibilität und Poesie, durch eine packende Spontaneität sowie ein ungemein reiche Farbpalette und dynamische Nuancen auszeichnete.
Die erste Aufnahme, die auf der ersten CD zu hören ist, entstand 1961 bei den Proms: es ist eine aufregende, durch packendes Rubato – aparte Verlangsamungen und spontane Beschleunigungen – sehr persönliche und absolut hinreißende Darbietung des Klavierkonzerts von Edward Grieg, in dem das Virtuose mit dem Poetischen perfekt balanciert wird. Basil Cameron und das ‘BBC Symphony Orchestra’ werden vom spannenden Spiel der Pianistin ebenso mitgerissen wie das Publikum.
Es folgt eine vom ‘London Symphony’ unter Stanislaw Skrowaczewski sehr lebendig und schwungvoll interpretierte Version des 5. Klavierkonzerts von Ludwig van Beethoven, die aber vor allem spannend ist durch das spontane Gestalten der Pianistin.
Zwei wunderbare Interpretationen der Klavierkonzerte Nr. 24 und 26 von Mozart mit dem ‘London Orchestra’ unter Alec Sherman bilden den Inhalt von CD 2, vervollständigt durch BWV 564 von Bach/Busoni.
Wie gut Gina Bachauer Poesie und Feinfühligkeit sowie Rhythmik und zupackende Kraft verbinden konnte, zeigt sie in einer der spannendsten Aufnahmen des 2. Klavierkonzerts von Camille Saint-Saëns, die je gemacht wurden. In Faurés Ballade wirkt das Interpretieren der Pianistin nicht weniger inspiriert.
Das Zweite Klavierkonzert von Johannes Brahms hat Bachauer ebenfalls mit dem LSO unter Skrowaczewski aufgenommen. Es ist eine sehr flüssige, finalbewusste und bei aller Kraft angenehm kantable Interpretation, der es weder an Leidenschaftlichkeit und Feuer noch an Lyrismus und Poesie mangelt.
Die Liszt-Solostücke sind in gut konturierten und klangvollen Monoaufnahmen von 1949 zu hören. Imponieren tut vor allem die feurige 12. Ungarische Rhapsodie.
Den effektvollen Abschluss bildet die wenig gespielte ‘Rhapsodie Espagnole’ von Liszt in der Orchesterfassung von Federico Busoni.