Viel Poesie und auch Spontaneität finden sich in den Scriabin-Interpretationen des jungen britischen Pianisten Andrew Tyson, aber gerade in Passagen der Dritten Sonate, wo er sich hätte komplett loslassen müssen, wirkt sein Spiel plötzlich sehr kontrolliert. Zu brav, zu unverbindlich, zu ‘normal’ spielt er auch die 10. Sonate, als dass man vom Mysterium Scriabin etwas mitbekäme. Es genügt bei diesem Komponisten eben nicht, die Musik nachdenklich und beseelt zu spielen. Da gehört das Exzentrische dazu.
Für Ravels ‘Miroirs’ hat Tyson alles, was er braucht, und insbesondere eine Vielfalt an Nuancen für Dynamik und Färbung, die die Musik wunderbar leicht und kristallin werden lässt. Er geizt auch nicht mit prägnanten Bassklängen, um (etwa in ‘Une Barque sur l’océan’) Kontraste zu schaffen. Eine interessante und ganz und gar ungewöhnliche Rhythmik lässt uns ‘Alborada del Gracioso’ neu erleben.