Der ungarische Trompeter Gábor Boldoczki hat am Wochenende in Saarbrücken Krzysztof Pendereckis 'Concertino' für Trompete und Orchester im Rahmen der Polen gewidmeten Musikfestspielen Saar uraufgeführt. Remy Franck hat den Komponisten und den Solisten zum Gespräch getroffen.

Gabor Boldoczki
(c) Marco Borggreve

Es sei ein Concertino, aber das sei nicht abwertend, verriet uns Krzysztof Penderecki: « Das heißt nicht, dass es schlechtere Musik ist als die von einem Konzert. » Boldoczki hätte zwar den Namen ‘Konzert’ vorgezogen, « aber es hat nur 15 Minuten und Concertino passt sehr gut, zum Charakter des Werks. Es ist ein fröhliches Stück », sagt der Komponist, kurz darauf sollte er es sogar als ‘lustig’ bezeichnen.

Penderecki hatte bislang kein Trompetenkonzert geschrieben, einige Fanfaren wohl und Kadenzen für das Haydn-Konzert, übrigens auch für Boldoczki, aber dieses Concertino ist sein erstes Trompetenkonzert: « Ich hatte vor etwa 15 Jahren begonnen, ein Konzert für Hardenberger zu schreiben, aber nach zwei Wochen habe ich aufgegeben, ich war wohl nicht richtig inspiriert. Vor einiger Zeit habe ich dann Gabor Boldoczki getroffen, und das brachte die Idee, ein Trompetenkonzert zu komponieren, wieder in Schwingung. » Die beiden Musiker trafen sich dann vor einigen Monaten, um das Werk zu besprechen und zu entscheiden, für welche Trompete es geschrieben werden sollte, « und im Januar habe ich dann angefangen zu schreiben, und vier Wochen später war es fertig. » Also eine schnelle Arbeit! Dazu der Komponist mit verschmitztem Lächeln: « Ich schreibe immer schnell, deshalb habe ich so viel komponiert. Nein, wirklich, wenn ich weiß wo es lang geht, wenn ich den Plan entworfen habe, geht es schnell, dann läuft es wie von selbst. Ich bin ja beidhändig. Wenn die rechte Hand müde wird, schreibe ich mit der linken weiter. »

Penderecki Bruno Fidrych

Krzysztof Penderecki (c) Bruno Fidrych

 

Was denn die Trompete für ihn bedeute, wollte ich vom Maestro wissen. « Nun, als Kind wollte ich ein Virtuose werden, ich habe Geige gespielt und auch Trompete. In meiner Heimatstadt gab es ein Amateurorchester. Mein Vater, ein Rechtsanwalt, war ein Geiger in dieser Formation. Und dann verloren die ihren Trompeter und mein Vater sagte: Du musst jetzt schnell Trompete lernen. Und ich habe es gelernt. Eine Woche später war ich schon in der ersten Probe dabei. Dann habe ich auch noch Fagott gespielt, aber es wurde nichts aus dem Virtuosentum. Später, als ich mein erstes Konzert komponiert habe, das Capriccio für Flöte und Orchester, war das das erste in einer langen, langen Reihe von Instrumentalkonzerten. Das kam vielleicht daher, dass ich das nicht erreicht hatte, was ich wollte, nämlich Virtuose zu werden. Vielleicht war ich ja zu faul zum Üben. Und fürs Komponieren braucht man nicht zu üben…(lacht). »

Wie beschreibt der Komponist denn sein Stück: « Es ist ein gutes Stück, finde ich, kurz, bündig, lustig, voller Virtuosität. Es hat auch ein Larghetto in der Mitte, wo das Flügelhorn singen kann. » Es sei wohl nicht so schwer zu spielen, sagt Penderecki. Sieht der Trompeter das auch so? « Doch, es schon eine Herausforderung. Die meisten Trompetenkonzerte dauern nur so eine Viertelstunde oder ein paar Minuten mehr, aber das ist sehr konzentriert, und was für den Trompeter 15 Minuten sind, sind für den Geiger vielleicht 40. Aber ich mag dieses Stück sehr. Und es ist ja auch sehr gut angekommen. Es gab einen sehr spontanen Applaus. Das war schön zu erleben. Für mich ist die im Grunde sehr kontrastreiche Musik wunderbar ausgewogen. Es gibt lyrische Momente und auch schnellere Passagen, das alles mit einem sehr guten dramaturgischen Aufbau. Es ist nicht zu vergleichen mit einem Barockkonzert, wo die Trompete nur glänzt. Hier hat sie viel verschiedene Rollen. »

Gabor Boldoczki (c) Marco Borggreve

Gabor Boldoczki
(c) Marco Borggreve

Aber ist das Werk so fröhlich und lustig, wie es der Komponist bezeichnet? « Na ja, ich finde es interessant, dass er es als lustig bezeichnet. Es hat doch auch andere Stimmungen. Aber es gibt definitiv viel Ironie darin. So sehe ich es wenigstens ».

Das Concertino zeichnet sich ebenfalls durch einen reichen Dialog mit anderen solistisch vorkommenden Instrumenten im Orchester aus. Es ist nicht sehr groß, fast kammermusikalisch besetzt, was der Komposition eine wunderbare Transparenz gibt.

Ungewöhnlich war diese Uraufführung, weil Krzysztof Penderecki nicht selber dirigierte und bei den Vorbereitungen mit dem Saarländischen Staatsorchester gar nicht dabei war. Er kam erst nach der Generalprobe direkt aus Shanghai in Saarbrücken an und war nach der Uraufführung des Lobes voll für den Solisten wie auch für das Orchester.

Krzysztof Penderecki & Remy Franck (c) Martin Hoffmeister

Krzysztof Penderecki & Remy Franck
(c) Martin Hoffmeister

Für mancher seiner Konzerte hat Penderecki mehrere Versionen gemacht, mit verschiedenen Soloinstrumenten. Wird es von diesem Konzert weitere Versionen geben? Die Antwort ist klar: « Nein, das hier ist sehr spezifisch und lässt sich nicht auf andere Instrumente übertragen. Das bleibt so. »

Gabor Boldoczki ist ein Musiker, der sehr daran interessiert ist, neue Stücke für sein Instrument zu bekommen: « Es ist meine Aufgabe, Komponisten zu finden und zu motivieren. Jede Uraufführung ist für mich und für die Trompete ein großer Tag. Ich hoffe, dass das Concertino in Zukunft auch von anderen Solisten gespielt wird. Ich kann jedem sagen, dass das Konzert sehr gut für das Instrument passt und jeder wird viel Freude und Genugtuung haben, es einzustudieren. Ich selber werde das neue Werk so oft wie möglich spielen, und wir haben bereits viele Pläne damit. »

  • Pizzicato

  • Archives