Pierre-Laurent Aimard ist ein begnadeter Bach-Interpret, dessen Spiel sich wohltuend von allen Stilen distanziert und nur der Musik dient. Sein Interpretationsansatz im ‘Wohltemperierten Klavier’ ist eigentlich schwer zu beschreiben. Einerseits hört man die typische Aimard-Kühle, die allerdings nie etwas mit einer wirklich kalten Interpretation zu tun hat, eher mit Verfeinerung, andererseits besitzt Aimards Bach durchaus auch Gefühl. Dieses dosiert er aber fein, nimmt sich selbst als Interpret weit zurück und lässt einem schlichten, schlanken und immer sehr natürlichen Anschlag den Vorzug. Virtuosität als solche ist kaum vorhanden, Aimard entwickelt Bachs Musik aus dem Augenblick heraus, immer mit einem feinen Sinn für das Wesentliche und immer mit einem klaren, transparenten Ton. Ja, fast schüchtern, unaufdringlich kommt diese Aufnahme des 1. Teils des Wohltemperierten Klaviers daher und zeigt uns durch ihren meditativen Charakter einen sehr introvertierten, zarten Bach.
Aimards Interpretation steht so der einer Nikolaeva oder eines Barenboim diametral gegenüber. Ihre zeitlose Schönheit kann einen aber gewiss immer wieder begeistern.
Pierre-Laurent Aimard’s distant yet nonetheless sensitive and meditative playing as well as the timeless beauty of his performance make compelling listening.