Wirklich kühn und sehr modern kommt dieser Brahms daher. Das Gringolts Quartett traut sich, die bekannten Pfade zu verlassen und dem romantischen Gestus wenigstens teilweise den Rücken zu kehren.
Während viele Kammermusiker und Ensembles immer wieder versuchen, dem symphonischen Charakter, den viele Kammermusikwerke von Brahms auch haben, nachzuspüren und ihn zu verdeutlichen, gehen die vier Musiker des Gringolts Quartetts genau den umgekehrten Weg. Sie zeigen, wie viel Kammermusik in diesen drei Quartetten und in dem Klavierquintett op. 34 steckt. Und vor allem zeigen Sie, dass man, wenn man wirklich diese kammermusikalischen Qualitäten in den Vordergrund stellt, auch einen sehr modernen und kühnen Brahms zu hören bekommt.
Das Gringolts Quartett spielt recht zügig, mit klaren Linien und einem Verdeutlichen jeder Instrumentenstimme. Der melodische Fluss bleibt zwar bestehen, wird aber immer wieder durch Ecken und Kanten, Akzente und analytische Präzision relativiert. Exzellent auch der Pianist Peter Laul, der sich nahtlos in das Ensemble einfügt.
Ein Brahms, der auf den ersten Blick nicht unbedingt gefällt, der aber gerade durch sein interpretatorisches Konzept neue Wege des Verständnisses aufzeigt. Wenn auch nicht unbedingt für Einsteiger geeignet, so erweitert diese Einspielung auf jeden Fall den Horizont des Brahms- Kenners und -Verehrers.
Leaving the traditional symphonic way, the Gringolts Quartet and Peter Laul give emphasis to the chamber music character of Brahms’s String Quartets and his Piano Quintet, thus giving the music a more modern and audacious quality.