Ich weiß nicht, ob ich jemandem, der die auf dieser CD gespielten Werke nicht kennt, raten würde, die Platte zu kaufen. Ein Schubert-Kenner aber wird zweifellos Interesse daran finden, denn die Interpretationen des aus Odessa stammenden Pianisten Boris Bloch sind sehr persönlich, um nicht zu sagen eigenwillig. Bloch ist keiner, der Schubert verzärtelt, sondern mit kühnem Spiel und viel Sensibilität die vielen Gefühlsstadien seiner Musik erforscht.
« Schubert verfügte über eine solche Reinheit seelischer Regungen, dass sich die verborgene Schönheit unserer Welt ihm vielleicht stärker als allen anderen offenbarte! », sagt der Pianist. Das führt ihn aber nicht dazu, zu beschönigen. Im Gegenteil, sein Spiel lebt von Kontrasten, von unterschiedlichen Klangfarben zwischen beiden Händen. Das ergibt sehr gut differenzierte, ungemein lebendige Darbietungen der vier Impromptus.
Die Wanderer-Fantasie spielt Bloch spannungsvoll in den schnellen Sätzen und darin auch sehr brillant und virtuos, während die langsamen Teile mit erfüllter Ruhe gestaltet werden. Insgesamt aber ist dies eine eher scharf konturierte, vorwärts treibende, innerlich gespannte Interpretation von Schuberts op. 15.
Die A-Dur-Sonate bekommt bei Bloch in einem extrem klaren Spiel einen sehr kontrastreichen Charakter, mit Beleuchtungen, die vom LED-Licht übers Chiaroscuro bis zu Finsterkeit reichen. Indem er zusätzlich auch die rhythmischen Elemente betont, kommt insgesamt eine starke, von Unruhe geprägte Atmosphäre zustande, die den Wechsel zwischen Hoffnung und Angst deutlich macht.
Es folgt ein live aufgenommenes ‘Moment Musical’, das die CD beschließt, zu der kein Aufnahmedatum und kein Aufnahmeort angegeben ist.