Der Dirigent Kurt Masur (1927-2015) hat für einige Schallplattenlabels aufgenommen. Ein guter Teil dieser Aufnahmen sind bei EMI und Teldec erschienen und werden nun von Warner Classics in einer Box mit 70 CDs erneut herausgebracht. Darin gibt es hervorragende, aber auch viele gerade mal nur gute Aufnahmen sowie einige Fehlleistungen.
Beethovens Symphonien hat Masur für andere Labels aufgenommen, so dass in dieser Box nur die 5. Symphonie und vor allem Konzerte enthalten sind. Dazu gehört u.a. ein sehr lyrisch musiziertes, insgesamt zartfühlendes und selbst im Rondo eher gemächliches Violinkonzert mit Yehudi Menuhin, aufgenommen im Jahre 1981.
Das vierte Klavierkonzert Nr. 4 und die Klaviersonaten op. 109 + 110 gibt es mit Hélène Grimaud und dem New York Philharmonic. Im live eingespielten Klavierkonzert und in den Klaviersonaten fällt Grimauds ungemein packender Zugriff auf, aber sie zeigt ebenfalls ein großes lyrisches Empfinden. Das Spiel der New Yorker Philharmoniker ist einwandfrei und sehr spontan.
Wo andere Künstler es im Tripelkonzert mit großem Atem versuchen, probieren sich Christian Zacharias, Ulf Hoelscher, Heinrich Schiff in feiner Ziselierarbeit, mit einer spürbaren Liebe zum Detail, manchmal sogar etwas unkontrolliert oder provokatorisch. Kurt Masur bleibt mit dem Gewandhausorchester der Komplize im Hintergrund. Das schelmische Vorgehen der drei durchtriebenen Solisten wird dadurch noch liebenswerter: es ist ein erfrischender Hochgenuss!
Eine sehr gute CD enthält die Fünfte Symphonie und die Bühnenmusik zu Egmont, eingespielt mit dem New York Philharmonic.
Die Interpretation von Egmont ist prägnant und dramatisch. Die Fünfte Symphonie ist für Masur erstaunlich zupackend und spannend.
Die Erinnerungs-Kollektion enthält auch alle Brahms-Symphonien sowie das insgesamt recht trockene und allzu nüchterne Deutsche Requiem aus New York. Wir hören einen unausgewogenen Brahms in dem wesentliche Elemente der Brahmsschen Symphonik fehlen. Auch die Einspielung des Zweiten Klavierkonzerts mit Elisabeth Leonskaja und dem Gewandhausorchester gehört nicht gerade zum Besten, was es von diesem Opus an Aufnahmen gibt.
Kommen wir zu Britten: Masurs Einspielung des War Requiem ist zu den großen Interpretationen des Werks zu rechnen, auch wenn er nicht die Ausdruckskraft von Britten selbst oder von Richard Hickox (Chandos) erreicht. Masurs Stärke liegt wohl in erster Linie in der Architektur, im Fügen des Ganzen, im Ausbalancieren und der natürlichen Kraft, die die Musik dadurch erlangt. Im Vergleich spricht auch vieles für ihn: die exzellente Tonqualität ganz gewiss, aber auch die Perfektion des Vortrags, in dem wirklich nichts stört, sich kein Misston eingeschlichen hat. Jerry Hadley meistert den Tenorpart hervorragend, und Carol Vaness ist eine ideale Besetzung für den Sopranpart. Thomas Hampson ist, vokal gesehen, erste Wahl, und darstellerisch zeigt er eine sehr subtile Differenzierungsfähigkeit. Er singt sehr feinfühlig, nuancenreich und hintergründig. Der American Boychoir, der Westminster Symphonic Choir und das New York Philharmonic bieten Spitzenleistungen.
Von Bruckners Vierter Symphonie liegt eine ausgezeichnete Interpretation vor. Masurs Bruckner ist frei von Pathos, frei von jeglicher Schwere und hat ungemein viel poetischen Charme. Gutmütigkeit und Jovialität kennzeichnen eine Musik, deren Opulenz manchmal in eine ganz andere Richtung tendiert. Das New York Philharmonic spielt hervorragend, mit viel Engagement und Wärme.
Bruckners Siebte dirigierte Masur, als er im September 1991 seinen Posten als Musikdirektor des New York Philharmonic antrat. Es gibt darin recht interessante und liebevoll vorbereitete Passagen, aber im Großen und Ganzen schafft Masur hier den großen Bogen nicht.
Die beiden Dvorak-Symphonien Nr. 8 und 9 werden vom New York Philharmonic gespielt. Sie sind klanglich ausgefeilt, aber es fehlt mir doch die Energie und Spontaneität, die sie wirklich packend lassen würden.
César Francks Symphonie hingegen erklingt in einer prachtvollen, brillanten Interpretation voller jugendlicher Kraft und Frische hat man die. Kurt Masur gelingt eine in idealer Weise geschlossene Interpretation, die, ohne in irgendeiner Hinsicht zu übertreiben, auch die emotionsstärkeren Teile des Werkes spannungsvoll und in perfekter Ästhetik wiedergibt. Herrlich schön und sensuell erklingt auch die symphonische Dichtung Les Eolides.
Mit Fazil Say hat Kurt Masur in New York eine Gershwin-CD aufgenommen. Fazil Say, der damals knapp dreißigjährige Türke, hatte den Gershwin-Virus offenbar in voller Dosis abbekommen. Die Energie, die Gershwin dem Pianisten gibt, weiß dieser brillant zu verteilen zwischen unmittelbarer Kraft, rhythmischer Quirligkeit und einem faszinierenden Gefühl für die Poesie dieser Musik. In den eigenen Arrangements der Oper Porgy and Bess, wo er mit einem kleinen Instrumentalensemble spielt oder in den Solostücken kommt dies voll zum Tragen, mehr als in den beiden Werken, die er zusammen mit den New Yorker Philharmonikern interpretiert. Inwieweit Masur das Tempo und damit Say selbst zügelt, ist schwer zu sagen. Gewiss ist nur, dass die Rhapsody in Blue orchesterseits nicht so swingt, wie man das erwartet. Der Klang ist wuchtig und schwerblütig und hat ein ungewohntes Pathos. Dort, wo Say solo oder nur von einigen Instrumenten begleitet wird, sprüht sein Spiel vor Leben und berstender Kraft, im Zusammenspiel mit dem Orchester bricht diese Welt zusammen.
Musik von Franz Liszt gibt es gleich auf sieben CDs in dieser Kollektion.
Alle konzertanten Werke, soweit sie nicht verschollen sind (und deren gibt es ja eine ganze Reihe) sind in hervorragenden Interpretationen zu hören Michel Béroff sitzt am Klavier, das Gewandhausorchester Leipzig steht unter der Leitung von Kurt Masur. Die beiden liegen eindeutig auf einer Linie: nicht Pathos, nicht reine Effekthascherei, nicht bloße Virtuosität sind ihr Ziel. Eines ihrer wichtigsten Anliegen ist das Entstauben der Werke, die Rückkehr zu einem dynamischen und plastischen Musizieren ohne falsche Leidenschaft. Béroff spielt mit schwungvoller, virtuoser Geste und lässt keinen Zweifel daran, dass er diese Werke nicht als bloße Bravourstücke versteht. Kurt Masur begleitet ihn mit atemberaubender Präzision. Der Orchesterklang ist schlank und ebenfalls virtuos. Gefühle sind den beiden Interpreten ebenso wenig fremd wie die Ästhetik.
Nicht weniger mustergültig sind die Symphonischen Dichtungen und andere symphonische Werke. Masurs Interpretationen haben Dimension, sie vereinfachen die Musik nicht, sondern setzen sich mit ihr auseinander. Masur lässt musizieren, ohne falsche Leidenschaft hinzuzufügen. Das hervorragende Gewandhaus-Orchester unterstützt ihn dabei mit einer Kultiviertheit, wie sie ein solches Orchester immer zeigt, wenn ein Dirigent davorsteht, der der Musik so zu dienen weiß wie Kurt Masur.
Mahlers Erste rückt Kurt Masur in den programmatischen Kontext, den Mahler zwar zurückgezogen hat, der aber sicher eine Bedeutung für diese Komposition behielt. Er beweist, dass Gustav Mahler Freude am Kleinen, am Unscheinbaren hatte und dieses Unscheinbare so zu verklären wusste, « dass daraus das Unendliche aufleuchtet, dass im Mikrokosmos der Makrokosmos sichtbar wird. » Für diese Detailarbeit in zarten Landschaftsschilderungen wie in tiefgründigen Betrachtungen über Leben und Tod hat Masur eine glückliche Hand. Selten hat man die Naturlaute des ersten Satzes in so großer Schönheit, in so überwältigender pastoraler Ruhe gehört. Auch im Scherzo arbeitet Masur Wärme und Frohsinn heraus, wo es nur irgendwie möglich ist. Selbst im Finale nutzt er die Möglichkeit zu barer Kraft und packender Dramatik nicht voll aus. Er lässt seine Musiker den Satz fast verspielt ausschmücken und gibt ihm eine erstaunliche rhythmische Leichtigkeit. Er versteht es, die Musik so zu schichten, dass der Klang nie fett wird, sondern immer durchhörbar bleibt. Im Mittelteil wird die Lyrik berückend schön ausgespielt, der Schlussteil wird mit knisternder Spannung vorbereitet. Die New Yorker Philharmoniker stellen ihr großes Können und ihre Stellung als amerikanisches Spitzenorchester unter Beweis.
In die Lieder eines fahrenden Gesellen bringt der lyrische, helle Bariton von Hakan Hagegard eine gute Portion Naivität ein, die Mahlers Texte kennzeichnet. Die Tontechnik hat die Stimme ganz in den Vordergrund gestellt, so dass die Textverständlichkeit außerordentlich gut ist. Masur dirigiert eher illustrativ als mitgestaltend und überlässt dem Sänger eindeutig das Primat.
Enttäuschend ist hingegen Mahlers Neunte, ebenfalls mit dem New York Philharmonic aufgenommen. Es ist offensichtlich, dass Kurt Masur das Geheimnis dieser letzten Symphonie von Gustav Mahler nicht ergündet. Seine sehr schlichte Version mit einem sehr hohen instrumentalen Niveau verringert die Bedeutung dieser Musik, die andere Dirigenten verherrlicht haben. Masurs Interpretation fehlt es an Spannung, Atem, Atmosphäre und Tiefe, vor allem in den Ecksätzen.
Von den Mendelssohn-Einspielungen in dieser Edition ragt vor allem die des Elias heraus. Es ist eine unmittelbar wirkungsvolle, dramatische Interpretation mit exzellenten Solisten (Donath, van Nes, George), hervorragendem Chorgesang (MDR Chor) und einem elektrisierenden Spiel des Israel Philharmonic.
Durchschnittlich gute Aufnahmen gibt es in dieser Box von den Mendelssohn-Symphonien, das farbige Spiel des Gewandhausorchesters kann irgendwie das Dirigat des nicht durchgehend inspirierten Masur aufwiegen. Engagierter zeigt sich der Dirigent in einer rundum geglückten Einspielung der gesamten Bühnenmusik von Mendelssohns Sommernachtstraum mit dem Rundfunkchor Leipzig und dem Gewandhausorchester. Mit einfühlsam gespielten Mittelsätzen und pulsierenden, virtuosen Ecksätzen überzeugen auch die beiden Klavierkonzerte von Mendelssohn, die Cyprien Katsaris mit dem Gewandhausorchester unter Kurt Masur aufgenommen hat.
Sergei Prokofievs Klavierkonzerte hat Masur mit Michel Béroff aufgenommen. Dieser spielt energisch und sehr rhythmisch, die Extreme der Musik auskostend und er hat dieses Feuer auch auf Masur übertragen, der ihn mit dem Gewandhausorchester sehr vital begleitet.
In seiner Interpretation von Prokofievs Fünfter Symphonie zeichnet sich Kurt Masur eher durch das Spiel mit Farben, durch Chiaroscuro-Effekte, durch massive und undurchsichtige Klänge aus als durch die Spannung, den majestätischen Schwung und die Transparenz, die Karajans Referenzaufnahme (DGG) kennzeichnen. Dennoch bleibt der erste Satz von Masur beeindruckend, beeindruckender als das Allegro marcato, dem es an rhythmischer Entschlossenheit und wiederum an Spannung mangelt (im Vergleich zu Karajans elektrisierender Aufnahme). Der dritte Satz ist regelrecht misslungen. Anstatt zusammenzuwachsen, zerfallen die Teile und das so zergliederte Ganze ergibt keinen Sinn mehr, man versteht nicht mehr, was der Komponist ausdrücken wollte. Nichts wird im letzten Satz besser, in dem Masur nicht den ganzen Giocoso-Charakter respektiert, der dem Stück die überbordende Vitalität verleiht, für die es bekannt ist.
Eine herrliche und meisterhafte Umsetzung von sechs Auszügen aus dem Ballett Romeo und Julia beschließt diese CD. Hier ist das New York Philharmonic in Hochform, und sein Dirigent inspiriert es zu einer sehr stimmungsvollen Musik.
Die Aufnahmen der Skythischen Suite von der Kantate Alexander Nevsky sind nicht schlecht, aber im Vergleich mit anderen Einspielungen (Abbado, Kitajenko) fallen sie doch deutlich ab.
Eine sehr gute Rimsky-Korsakov-CD fällt auf. Kurt Masur und das New York Philharmonic haben das nötige Feuer und die Verve, um die beiden Paradenstücke Hummelflug und Capriccio Espagnol mitreißend und doch sehr differenziert zu gestalten, während das symphonische Märchen Scheherazade mit einer selten gehörten Poesie interpretiert wird. Kein schwerblütiger Orient, sondern aufregend-sinnliches Musizieren in herrlichen Farben, gut geatmet und mit reizvollen dynamischen Abstufungen – wirklich märchenhaft.
Die Schumann-Symphonien hat Masur mit dem London Philharmonic aufgenommen. Es sind sehr dynamische, rhythmische und klangvolle Interpretationen. Auch das Klavierkonzert von Schumann (mit Cécile Ouseet) und das Cellokonzert (mit Batalia Gutman) lassen sich gut hören.
Auch Werke von Schubert stehen auf dem Programm. Doch es ging wohl nicht so richtig an jenem Abend, als Kurt Masur in New York Schuberts Unvollendete dirigierte. Schwerfällig und halbtot schleppt sich die Musik dahin… In der dritten Symphonie, die das Programm eröffnet, glaubt man anfangs noch, es mit einer schönen und bereichernden Schubert-CD zu tun zu haben, aber nach dem burschikos und lebendig gespielten 1. Satz geht den Interpreten schon im Allegretto die Luft aus. Ab dem Menuetto wird dann nur noch lieblos abgespult. In der von Liszt arrangierten Wanderer-Fantasie ist der heute politisch nicht mehr tragbare eigentlich sehr gut, aber Masur bietet ihm nicht das orchestrale Pendant, das er brauchte, um wirklich zu brillieren. Kein Wunder, dass das Publikum in der « Avery Fisher Hall » so unruhig war… Aber statt zu husten hätten sie sich auch kneifen können, um zu sehen, ob sie noch lebten oder mit der Musik gestorben waren…
Eine sehr spannende, zerklüftete und oft dunkel grollende und insgesamt sehr emotionale Aufnahme des Violinkonzerts von Jean Sibelius mit dem Gewandhausorchester und dem sehr gestisch spielenden Thomas Zehetmair ist mit hervorragenden Interpretationen von Finlandia, Der Schwan von Tuonela und Karelia gekoppelt.
Shostakovichs Leningrader Symphonie, die Siebte, hat Kurt Masur mit den New Yorker Philharmonikern aufgenommen. Es ist eine relativ sachliche, aber exzellent musizierte Interpretation. Die New Yorker Philharmoniker spielen mit Bravour. Auch von der Babi Yar Symphonie liefert Kurt Masur eine eher rationale als emotionale Aufnahme, Sie ist sehr detailreich und lebt vom herausragende guten Spiel des New York Philharmonic.
Masur und Strauss, das ist wiederum keine besonders gut funktionierende Kopplung: Ein reichlich verhetzter Don Juan, der die Liebe nicht auskostet, eröffnet das Programm dieser CD, und in Tod und Verklärung gibt sich Masur recht geschwätzig – trotz einiger schöner Momente und einem durchgehend recht spannungsreichen Spiel der New Yorker Philharmoniker. Deborah Voigt singt die Vier Letzten Lieder monochromatisch. Auch Masur gelingt es nicht, die vier Stücke klanglich zu differenzieren. Er kümmert sich zwar um so manches instrumentale Detail und lässt die Musik schön fließen, aber das alles hat keine Seele, macht keinen Sinn und versinkt in uninspiriertem Musizieren, in gestalterischer Banalität.
Die Symphonien von Piotr Tchaikovsky hat Kurt Masur mehrmals aufgenommen. In dieser Edition sind die Aufnahmen aus Leipzig enthalten. Sie sind eher dunkel im Klang, oft schwermütig, wenn nicht gar schwerfällig, und durchgehend zu fett.
Mit ihrer phänomenalen Kraft und Virtuosität bringt Elisabeth Leonskaja die idealen Voraussetzungen mit für eine brillante, dramatische Interpretation des Zweiten Tchaikovsky-Konzerts. Expressivität ist für sie oberstes Gebot, was vor allem im zweiten Satz auf Kosten der Sensibilität geht. Kurt Masur unterstützt den wuchtigen Klang des Klaviers temperamentvoll mit einem massiven Orchestersound.
Weitaus differenzierter ist das Spiel der Pianisten in der Grande Sonate, aber auch in diesem Werk vermisst man Sensibilität und Kantabilität. In der Gestaltung wie in der Expressivität dominieren die Parameter der Virtuosität.
Kurz danach nahmen Leonskaja und Masur das das Zweite Konzert erneut auf, diesmal in New York. Auch die Klavierkonzerte Nr. 1 und 3 wurden eingespielt. Die Pianistin wirkt in dieser Neuaufnahme wesentlich freier. Virtuosität ist nie Selbstzweck, und die Sensibilität, die wir in der Leipziger Aufnahme vermisst hatten, ist hier in sehr zufriedenstellendem Maße vorhanden. Das engagierte und spontan wirkende Spiel Leonskajas ist das dominierende Merkmal der vier Interpretationen dieses Sets. Es sind großartige, zwingende Interpretationen, wie aus einem Guss, völlig geschlossen und von mitreißender Spielfreude. Dasselbe gilt für das Spiel der New Yorker Philharmoniker, die mit ihrem Dirigenten die Pianisten völlig harmonisch begleiten. Von den einzelnen Werken mag es noch faszinierender Aufnahmen geben, doch wer eine gute Gesamtaufnahme der Tchaikovsky-Konzerte haben will, wird hier hervorragend gut bedient.
Die Klarinettistin Sharon Kam hat mit Masur und dem Gewandhausorchester Leipzig Webers Klarinettenkonzerte und das Duo Concertant aufgenommen. Kam legt mit dieser CD ein weiteres Dokument vor, das ihr außergewöhnliches Talent beweist. Sie gibt die Konzerte und das Grand Duo mit einer sehr sicheren Musikalität und einem bewundernswerten romantischen Schwung wieder. Gute Begleitung durch das Gewandhaus und Kurt Masur. Hervorragende Leistung von Itamar Golan im Großen Duett.
Die taiwanesisch-amerikanische Pianistin Helen Huang wurde von dem Kurt Masur entdeckt, als sie den Young People’s Competition gewann, was ihr ein Engagement bei den New Yorker Philharmonikern und einen Plattenvertrag mit dem Label Teldec einbrachte. Zu Huangs Aufnahmen gehören Beethovens Klavierkonzert Nr. 1, Mozarts Klavierkonzerte KV 488 und KV 467, Mendelssohns Klavierkonzert Nr. 1 und Schostakowitschs Klavierkonzert Nr. 2 mit dem New York Philharmonic unter Kurt Masur. Die Aufnahmen sind erstaunlich wegen des für ein dreizehnjähriges Mädchen immens kraftvollen, energischen Klavierspiels. Heute ist Huang vor allem als Klavierlehrerin bekannt.
Es stimmt zwar, dass Yo-Yo Ma Dvoraks Konzert wie kaum ein anderer Cellist singt, dass er einen ungewöhnlichen Grad an Emotion und Introspektion erreicht, aber es stimmt auch, dass Kurt Masur und das New York Philharmonic wenig Inspiration haben, um diesen traumhaften und träumenden Solisten zu begleiten. Masur versucht, dem Orchester Präsenz zu verleihen, aber anstatt den Hintergrund zu liefern, auf dem Ma sich entwickeln kann, anstatt Atmosphäre zu schaffen, anstatt ihm die Hand zu reichen, erweckt er den Eindruck eines Wettbewerbs: Wer hat mehr zu sagen, du als Solist oder ich und mein Orchester? So wird das New York Philharmonic zu geschwätzig, bis es das wunderbar lyrische Instrument von Yo-Yo Ma erstickt. In Victor Herberts Konzert (komponiert 1894) hat das Orchester eine viel komplexere Rolle als in Dvoraks Werk. Masur und Ma haben hier eine sehr effektive Harmonie geschaffen: Cello und Orchester treten mit Leichtigkeit und Freude in Dialog. Ma ist wieder einmal unwiderstehlich charmant und lyrisch.
Maxim Vengorovs rassiges, ungeschöntes Spiel ist in den Violinkonzerten von Mendelssohn und Bruch von größtmöglicher Leidenschaft. Vengorov hätte jedoch einen besseren Dirigenten verdient gehabt. Masur und das Gewandhaus begleiten eher klotzig, für mein Empfinden nicht schlank, nicht federnd genug. Die beiden langsamen Sätze wirken deutlich besser als die Ecksätze.
Dvoraks Violinkonzert lebt von seinen frischen und in der Volksmusik wurzelnden Melodien. Es lebt von einer Klangsinnlichkeit, die in den ruhigen Passagen für entrückte Stimmungen sorgt. Daran fehlt es der im Großen und Ganzen guten Interpretation des Tandems Masur-Vengorov nicht. Jedoch fehlt es ihm über weite Strecken an Frische und Unbekümmertheit. Schon die Anfangstakte kommen mit einer Feierlichkeit daher, die der ganzen Interpretation ihren Stempel aufdrückt.
Ohne Einschränkung jedoch muss die Violinsonate von Edward Elgar bewertet werden, die als zweites Werk auf dieser CD zu hören ist und jene Folge von leidenschaftlichen und friedvollen Stimmungen bringt, die den Reiz dieser Komposition ausmachen. Vengorov und Chachamov zeigen sich hier als inspiriertes Duo, das den nötigen Atem mitbringt, um Elgars Werk wirkungsvoll darzubieten.
Sarah Chang hat mit Masur die Violinkonzerte von Bruch und Brahms aufgenommen. Zusammen mit der Philharmonie Dresden entstanden zwei gute Interpretationen, die Changs spieltechnisches Können zeigen, aber wegen ihrer vordergründigen Brillanz nicht jedem gefallen werden.
Mit dem New York Philharmonic hat Masur Werke von Ravel und Debussy aufgenommen.
Debussys Prélude à l’après-midi d’un faune mag man feiner ziseliert gehört haben, sensueller bestimmt ebenfalls, aber die Schwüle und die Trägheit der Tondichtung kommt in solchen Interpretationen weniger gut zum Ausdruck als in der vorliegenden, sehr stimmungsvollen Aufnahme der New Yorker Philharmoniker unter Kurt Masur. Exzellent auch die Wiedergabe der Saxophon-Rhapsodie. Kenneth Radnofsky spielt sensibel und mit reinster Tongebung. Weniger gut gefällt mir La Mer: hier ist die Lesart unverbindlich-oberflächlich. Die beiden Ravel-Kompositionen La Valse und Boléro erklingen in faszinierend transparenten und mitreißenden Interpretationen. Die Ausgewogenheit des Klangbilds ist kaum zu überbieten, wofür sicherlich Masur, seine Musiker und der Tonmeister gleichermaßen verantwortlich zeichnen. Die New Yorker Philharmoniker spielen betörend gut und die CD ist vielleicht wegen des reinen Klangerlebnisses noch eher zu empfehlen als wegen der Interpretationen.
Kurt Masur war nie ein besonders einfallsreicher Dirigent, wenn es um Klangrecherche ging. Umso mehr erstaunt, was er mit dem London Philharmonic an interessanten Formulierungen aus Mussorgsky Bildern einer Ausstellung herausnimmt. Das ist sehr effektvoll. Auch die Erste Symphonie von Prokofiev, die Classique wird ansprechend aufgeführt.
Mit Ives’ Variations on America (Orch. W. Schuman), Brahms’ Haydn-Variationen op. 56a und Regers Mozart-Variationen op. 132 legen das New York Philharmonic und Kurt Masur eine rundum gelungene Schallplatte vor. Sie präsentiert Bekanntes und weniger Bekanntes harmonisch programmiert und exzellent dargeboten. Masur beweist, dass er für Ives triviale Amerika-Variationen eine genauso sichere Hand hat wie für die recht kernig und romantisch dirigierten Haydn-Variationen von Brahms, die sich von der sanften bis opulenten Eleganz der Reger-Komposition kontrastreich abheben. Die Aufnahmetechnik hätte, und das ist die einzige Einschränkung, die wir an dieser Liveaufnahme machen können, für ein durchhörbareres und weniger mulmiges Klangbild sorgen können.
Liszts Mazeppa sowie der Mephisto Walzer, Kodalys Theater-Ouvertüre und die Hary Janos-Suite werden vom New York Philharmonic gespielt. Unter Kurt Masurs Leitung entstand eine CD mit einem Maximum an Präzision, an Detailgenauigkeit, an Brillanz, an Schlagkraft. Das ist feinste Juwelierarbeit. Für die beiden Liszt-Werke und sogar für die (zwar für Hary Janos komponierte dennoch aber sehr eigenständige) Theater-Ouvertüre Kodalys mag das ein wirkungsvolles Konzept sein. Für die Hary Janos-Suite aber reicht es nicht. Hier ist mehr gefragt als orchestraler Glanz. In Masurs Interpretation fehlen die Wärme, das richtige Kolorit, das Volkstümliche und der spezielle Humor dieser Musik.
Ludwig van Beethoven: Symphonie Nr. 5; Klavierkonzerte Nr. 1 & 4; Violinkonzert op. 61; Tripelkonzert op. 56; Romanzen Nr. 1 & 2 für Violine & Orchester; Egmont-Ouvertüre op. 84
Alban Berg: Lulu-Suite
Johannes Brahms: Symphonien Nr. 1-4; Klavierkonzert Nr. 2; Violinkonzert op. 77; Akademische Festouvertüre op. 80; Tragische Ouvertüre op. 81; Ein deutsches Requiem op. 45; Schicksalslied op. 24; Haydn-Variationen op. 56a
Benjamin Britten: War Requiem op. 66
Max Bruch: Violinkonzert Nr. 1 (in zwei Einspielungen)
Anton Bruckner: Symphonien Nr. 4 & 7
Claude Debussy: La Mer; Prélude à l’après-midi d’un faune; Rhapsodie für Saxophon & Orchester
Antonin Dvorak: Symphonien Nr. 8 & 9; Violinkonzert op. 53; Slawische Tänze op. 46 Nr. 6 & 8; op. 72 Nr. 2
César Franck: Symphonie d-Moll; Les Eolides
George Gershwin: Rhapsody in Blue; I Got Rhythm-Variationen für Klavier & Orchester; Impromptu on two Keys; Porgy and Bess-Suite; 3 Klavierstücke; Preludes Nr. 1-3; Preludes « Sleepless Night », « Novelette in Fourth », « Rubato »
Charles Ives: Variations on America
Leos Janacek: Sinfonietta op. 60
Zoltan Kodaly: Hary Janos-Suite; Theater-Ouvertüre
Franz Liszt: Dante-Symphonie; Faust-Symphonie; Klavierkonzerte Nr. 1 & 2; Fantasie über Beethovens Die Ruinen von Athen; Ungarische Fantasie; Grande Fantaisie symphonique über Themen aus Berlioz’ Lélio; Malediction; Mephisto-Walzer Nr. 1 & 2; Totentanz für Klavier & Orchester; Ce qu’on entend sur la montagne; Tasso; Orpheus; Prometheus; Mazeppa; Festklänge; Héroide funèbre; Hungaria; Hunnenschlacht; Die Ideale; Von der Wiege bis zum Grabe; 2 Episoden aus Lenaus Faust
Gustav Mahler: Symphonien Nr. 1 & 9; Lieder eines fahrenden Gesellen
Felix Mendelssohn: Symphonien Nr. 1-5; Klavierkonzerte Nr. 1 & 2 (Nr. 1 in zwei Einspielungen); Violinkonzert op. 64; Ein Sommernachtstraum op. 61; Capriccio brillant op. 22 (in zwei Einspielungen); Elias op. 70 (Gesamtaufnahme)
Wolfgang Amadeus Mozart: Klavierkonzerte Nr. 21 & 23
Modest Mussorgsky: Bilder einer Ausstellung (Orchesterfassung von Gortchakov)
Serge Prokofiev: Klavierkonzerte Nr. 1-5; Symphonien Nr. 1 & 5; Skytische Suite op. 20; Romeo & Julia-Ballettsuite op. 64; Kantate op. 78 Alexander Nevsky
Maurice Ravel: Boléro; La Valse
Max Reger: Mozart-Variationen op. 132
Nikolai Rimsky-Korssakov: Capriccio espagnol op. 34; Scheherazade op. 64; Hummelflug
Alfred Schnittke: Cellokonzert
Dmitri Shostakovich: Symphonien Nr. 7 Leningrad & Nr. 13 Babi Yar
Franz Schubert: Symphonien Nr. 3 & 8
Franz Schubert / Franz Liszt: Wanderer-Fantasie D. 760 für Klavier & Orchester (in zwei Einspielungen)
Robert Schumann: Symphonien Nr. 1-4; Cellokonzert op. 129; Klavierkonzert op. 54
Jean Sibelius: Violinkonzert op. 47; Finlandia op. 26; Karelia op. 10; Der Schwan von Tuonela op. 22 Nr. 3
Richard Strauss: Don Juan op. 20; Tod und Verklärung op. 24; Vier letzte Lieder
Piotr Tchaikovsky: Symphonien Nr. 1-6; Klavierkonzerte Nr. 1-3 (Nr. 1 & 2 in zwei Einspielungen); Manfred-Symphonie; Konzertfantasie op. 56; Festlicher Krönungsmarsch op. 49; Francesca da Rimini op. 32; Romeo & Julia; Gopak aus Mazeppa; Walzer aus Eugen Onegin, Hamlet, Der Nussknacker, Streicherserenade, Dornröschen, Schwanensee, Symphonien Nr. 5 & 6
Carl Maria von Weber: Klarinettenkonzerte Nr. 1 & 2
Carl Maria von Weber / Franz Liszt: Polonaise brillante L’Hilarité
Kurt Weill: Die sieben Todsünden