‘La Finta Giardniera’ (Die Gärtnerin aus Liebe) ist ein Jugendwerk von Mozart, das er 1774 im Alter von 18 Jahren komponierte. 1779 wandelte der Komponist die Oper zu einem Singspiel mit gesprochenen Dialogen um. Bis 1978 war nur das Singspiel auf den Bühnen zu sehen. Danach setzte sich die Originalfassung durch.
Es handelt sich um eine Opera Buffa mit herrlichen Arien, lustig und quicklebendig. Vieles zeigt sich in diesem Werk, was Mozart viel später in den ‘Nozze di Figaro’ tiefschürfender und musikalisch subtiler zum Ausdruck brachte.
Das Bühnenbild und die Kostüme dieser Aufführung an der ‘Opéra de Lille’ sind eher minimalistisch, wirken letztlich etwas einfallslos und tragen nicht dazu bei, die komplizierte Handlung transparenter werden zu lassen.
Die musikalischen und sängerischen Leistungen sind jedoch herausragend und absolut glanzvoll. Die Besetzung ist homogen, und die Produktion aus Lille ist wieder mal ein Beweis dafür, dass man keine bekannten Namen braucht, um eine erstklassige Operninterpretation auf die Bühne zu bringen.
Erin Morley als Sandrina ist eine sehr überzeugte Gärtnerin, lieb und charmant. Im Kontrast dazu zeigt sich Maria Savastano, die Serpetta, als arrogante und, wenn es um Manipulationen geht, sehr ideenreiche Dienerin. Marie-Adeline Henry, die mit ihrer Körpergröße und Schönheit perfekt zu ihrer Rolle als Liebhaberin, passt, ist nicht weniger überzeugend. Es sind das alles leichte, angenehm frische, junge Stimmen, ohne Castafioren-Töne. Die männlichen Interpreten sind ebenfalls sehr gut.
Zusätzlich verrät die gute Kameraführung, dass die Sänger ebenfalls exzellente Schauspieler sind und ihre Rollen mit viel Lust ausleben.
In einem delikaten und lebendigen Spiel zeigen Emmanuelle Haïm und das ‘Concert d’Astrée’ wieder einmal ihr Können. Und so lassen sich die drei Stunden der ‘Finta Giardineira’ wegen der gute Kameraarbeit und der optimalen Klangqualität mit viel Vergnügen ansehen.