Als Lan Shui letztes Jahr seinen Beethoven-Zyklus mit dem ‘Copenhagen Phil’ startete, schrieb ich: « Der Chinese Lan Shui hat dafür ein Konzept, das so sehr Sinn … und Musik macht, dass das erste Set der Symphonien Interesse verdient und Lust auf mehr erweckt ». Und was ich zu den Tempi sagte, bewahrheitet sich auch im zweiten Set.
« Shuis Tempi sind generell auf der schnellen Seite, aber eben nicht nur, weil er sehr flexibel damit umgeht und immer darauf bedacht ist, die Musik nie atemlos, nie verhetzt wirken zu lassen. Den Pendelschwung kann man immer spüren, auch wenn die Musik mal ganz flott vorangetrieben wird. »
Ein weiteres Element, das im ersten Set auffiel, ist auch hier wichtiges Gestaltungsmittel, die Flexibilität, der federnde Klang des durchwegs exzellent musizierenden Kopenhagener Orchesters.
Die Art und Weise wie Shui Rubati, Dynamikvariationen und Akzente benutzt, zeigt, dass immer noch Platz besteht für neue Beethoven-Ideen.
Das fällt gleich in der Fünften Symphonie auf, die aber auch gar nicht schicksalhaft daher kommt, sondern leicht und flüssig, mitunter sogar keck und humorvoll. Dass so das Motto ‘Durch Dunkelheit zum Licht’ hier keine Anwendung finden kann, werden einige Musikfreunde Shui vorwerfen.
Neuartig in der transparent und luftig dirigierten ‘Pastorale’ sind u.a. die von Shui etwas ‘verschobenen’ Tanzrhythmen im letzten Satz. Die Siebte beginnt quasi ‘schwerelos’, womit die kräftig hämmernden Akzente im weiteren Verlauf des ersten Satzes kontrastieren. Für meinen Geschmack ist das nicht besonders schön und elegant. Dafür klingt der langsame Satz sehr gepflegt, und das Finale ist leicht und spritzig.
Rhythmische Neuerungen gibt es auch in der immer noch wenig gespielten Achten Symphonie, und hier, wie in allen anderen Werken, ist das agile und fein ziselierte Spiel des ‘Copenhagen Phil’ ein ganz besonderes Faszinosum. Im ersten Satz der Achten gibt es einen mitreißenden Drive, wie man ihn sonst nicht in der Qualität und Klangfülle hört. Gewiss, es hat schnellere Versionen gegeben, besonders von Orchestern mit historischen Instrumenten, aber bei denen hatte der Klang nicht die Substanz, die gewissermaßen ein Gegengewicht zum Tempo darstellt und für einen wohltuenden Ausgleich sorgt. Damit erinnert der Shui-Zyklus an den von Paavo Järvi mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen.
Auch das Finale dieser Symphonie ist ein Klangerlebnis allererster Güte, so dass man dieses Set genauso empfehlen kann wie jenes mit den vier ersten Symphonien.