Mit Händels Menuett g-Moll beginnt das Programm der französischen Pianistin Laure Favre-Kahn ruhig und unverbindlich. Doch es kündigt schon Bedrohliches an: Ravels ‘Scarbo’! So fieberhaft so gejagt und so brillant-virtuos hat man dieses Stück nicht oft gehört. Das ist ein pianistisches Feuerwerk ohnegleichen, denn so aufgeregt hat nicht einmal Martha Argerich die Ravel-Tondichtung gespielt.
Umso irritierender wirkt dann die liebliche Poésie der ‘Funérailles’, die den Glockenschlägen aus Borodins ‘Au couvent’ (Im Kloster) vorausgeht.
Ein weiteres Kernstück des Programms ist eine sehr lebendige und frische Interpretation von Schumanns ‘Kinderszenen’, ehe Laure Favre-Kahn mit Scriabins ‘Vers la flamme’ eine Parallele zu Ravels ‘Scarbo’ schafft. Vladimir Horowitz sagte von diesem Stück, es sei ‘percussion piano’, aber er spielte es insgesamt musikalischer und differenzierter als Laure Favre-Kahn, die die Musik weitaus perkussiver darbietet.
Den Bogen schließt die Pianistin dann mit dem ‘Adagio’ von Alessandro Marcello.
Zweifellos eine gute CD, etwas bunt gemischt, aber spannend von der ersten bis zur letzten Minute. Und wenn sie mir in Erinnerung bleiben wird, dann vor allem wegen ‘Scarbo’!