Die jüdische Familie Adler wurde nach der Reichspogromnacht zur Auswanderung gezwungen und kam 1938 in die USA. Samuel, genannt Sam, studierte Musik in Boston und Harvard bei Copland, Hindemith, Piston und anderen. Während seines Wehrdienstes gründete er im Jahre 1952 für die ‘United States Army’ das ‘Seventh Army Symphony Orchestra’, das er in Deutschland und Österreich dirigierte. 1953 erhielt er eine Stelle als Musikalischer Leiter am ‘Temple Emanu-El’ in Dallas. Danach war Adler Hochschullehrer für Komposition an der ‘University of North Texas’ und an der ‘Eastman School of Music’ in Rochester, zuletzt an der ‘Juilliard School’.
Sein Werkkatalog umfasst rund 400 Arbeiten aller Gattungen mit einem großen Anteil jüdisch liturgischer Musik, der sich auch in der Einbeziehung jüdischer Elemente in seinen weiteren Werken wiederfindet. Wenn er den Stil von Piston auch nicht mochte, so hatte dessen Musik ebenso wie die von Copland und Hindemith einen tiefgehenden Einfluss auf seine eigenen Kompositionen.
Sein Stil hat sich von den älteren Werken, hier vertreten durch die beiden Symphonien hin zu den jüngeren wie dem Klavierkonzert, von einem traditionelleren Ansatz hin zu einer persönlichen Ausprägung der Zwölftontechnik und der Aleatorik hin entwickelt und auch Klangstrukturen verwendet, die elektronischer Art sein könnten. Dabei hat er diese Kompositionsmethoden in strikter Anwendung als publikumsfeindlich empfunden. Insofern schwanken seine Werke immer zwischen tonalen und atonalen Episoden. Die zweite Symphonie ist dem Gedanken an seinen Vater, das Klavierkonzert dem seiner Mutter gewidmet, wobei er in beiden jeweils ein Thema aus einem Werk seines Vaters zitiert und damit ein sehr persönliches Band schafft.
Sein Konzert für Bläserquintett und Orchester, ‘Lied der Auferstehung’, hat dabei einen eher abstrakten Bezug zur Größe der Menschlichkeit als zu liturgischen Wurzeln oder seiner alten Heimat Mannheim, die das Werk initiierte. An höfische Mannheimer Zeiten erinnert seine Tanzsuite ‘Man lebt nur einmal’, einem Wahlspruch seiner Mutter, der den leichteren und fröhlichen Charakter des Werkes andeutet. Herausfordernde technische und auch lyrische Passagen prägen das Konzert für des Komponisten eigenes Instrument, die Violine. Das Gitarrenkonzert hat in der Fassung mit Blasorchester den Hintergrund, wegen dieser Besetzung und auch der einfacheren Komposition eine leichtere Aufführungsmöglichkeit zu schaffen.
Einen lebensbejahenden Gestus schafft die dritte, kammermusikalisch geprägte CD mit den ‘Radiant Bounderies’ für die gleichberechtigten Viola und Gitarre. In der Besetzung um einen Chor erweitert sind die fünf Chor Scherzi ein lebensbejahendes Kompendium seines Lebens. Ports of Call fangen die Stimmungen in fünf mediterranen Städten ein, die Fluchtpunkte der Juden vor der Naziherschafft waren, mit zwei Violinen und Gitarre ein.
Adlers zweite Frau, Emily Freeman Brown, hat als Dirigentin und Inspiratorin dieses Kompendiums eine klingende Autobiographie geschaffen. Mit dem ‘Brandenburgischen Staatsorchester Frankfurt’ steht ihr ein Klangkörper zur Seite, der die Musik dank der Leitung aus berufener Hand mit Leichtigkeit darstellt. Die technische Realisation der Aufnahme ist teilweise etwas dumpf und unartikuliert geraten.
Die Solisten, von denen der Geiger Siwoo Kim und der Gitarrist Nicholas Goluses auch die Uraufführenden waren, beleben mit ihrem engagierten und berufenen Spiel die Aufführungen dieser sowohl stilistisch sehr persönlich geprägten Werke. Entstanden ist eine klingende Referenz an einen Tonsetzer, der seine positive Lebenseinstellung trotz der prägenden Erfahrungen in der Jugend immer beibehalten und auch an seine Schüler und mit seiner Musik an das Auditorium weitergegeben hat.
This is a musically well realized homage to the German born American composer Sam Adler. The works with various instruments cover a wide range of his life and different styles of expression. The overall impression is one of a life-affirming composer.