Wie ein Horrorfilm aus einem Spukschloss zieht der erste Satz aus der Neunten Mahler an dem Hörer vorbei. Grässliche Fratzen, bittersüße Gesichter, hämische Grimassen… Wie schon 2004 in seiner Decca- Einspielung mit dem ‘Concertgebouw Orkest’ bleibt Chailly auch hier fern von jeder Intellektualisierung der Musik. Er bleibt irdisch, transzendiert nicht, sondern betont das Leidenschaftliche und das Gefühlvolle. Er trimmt den ersten Satz auf Vitalität und scheint den Beweis erbringen zu wollen, Mahler sei, als er diese Neunte schrieb, kein kranker, sondern ein höchst lebhafter und rüstiger Mensch gewesen. Dass in diese Vitalität immer Höllenkobolde und Todesahnung hereinbrechen, macht Chaillys ersten Satz so richtig schaurig.
Ungemein lebensfroh erklingen Ländler und Rondo-Burleske, um ihrerseits mit dem langsamen und hier sehr breit genommenen Adagio-Finale zu kontrastieren. Der Schlussteil ist tief ergreifend.
Das Gewandhausorchester spielt mit höchster Intensität, und die sehr direkte und doch auch räumliche Tonaufnahme ist von bester Qualität.
Riccardo Chailly’s account of the first three movements of Mahler’s last symphony is dramatic, full of energy, with nightmarish thoughts, while the Adagio is extremely moving. The Gewandhaus Orchestra is playing with searing intensity. A great performance, superbly recorded.