Nachdem etwa Couperin und Rebel schon damit begonnen hatten, den italienischen Stil in die französische Musik einzuweben, führte Jean-Marie Leclair diese Verquickung weiter und entwickelte dabei einen ganz persönlichen Stil, der auch bei Vivaldi und vor allem bei Locatelli, den er bewunderte, Anregungen aufnahm. Die Violinkonzerte von Leclair, zwei Gruppen von je sechs Werken, zeugen von der Verbindung der beiden nationalen Idiome.
In der Reihe der Gesamtaufnahme dieser beiden Werkgruppen hat sich Leila Shayegh zusammen mit dem La Cetra Barockorchester aus Basel nunmehr jeweils der Nummern 1 und 3 angenommen. Ihre lange und intensive Beschäftigung mit der Materie drückt sich in einem ebenso ausdruckstarken wie virtuos natürlichen Spiel aus. Dass die Werke technisch höchste Anforderungen an den Sologeiger stellen, merkt man dem mühelos bewältigenden Spiel der Solistin nicht an. Vielmehr entfaltet sie die Musik höchst gestaltungsreich.
Diese Durchdringung der Kompositionen findet sich ebenso bei den Streichern des La Cetra Barockorchester, dass die etwas rauere Seite in seiner Begleitung herausstellt und so eine veritable Szene schafft, auf der sich Leila Schayegh entfalten kann. Im Ergebnis wird diese Musik ebenso vorbildlich wie verführerisch im historisch informierten Stil angeboten.