Im Abendrot; Richard Wagner: Wesendonck-Lieder; Hans Pfitzner: Sehnsucht op. 10 Nr. 1 + Wasserfahrt op. 6 Nr. 6 + Es glänzt so schön die sinkende Sonne op. 4 Nr. 1 + Ist der Himmel darum im Lenz so blau op. 2 Nr. 2 + An die Mark op. 15 Nr. 3 + Abendrot op. 24 Nr. 4 + Nachts op. 26 Nr. 2 + Stimme der Sehnsucht op. 19 Nr. 1; Richard Strauss: Morgen op. 27 Nr. 4 + Ruhe, meine Seele op. 27 Nr. 1 + Freundliche Vision op. 48 Nr. 1 + Im Abendrot aus Vier letzte Lieder; Matthias Goerne, Bariton, Seong-Jin Cho, Klavier; 1 CD Deutsche Grammophon 4860274; Aufnahme 2019, Veröffentlichung 16.04.2021 (63') – Rezension von Remy Franck
In einem Programm, in dem es viel Schwermut und Resignation gibt, ist Matthias Goerne ein berufener Interpret. Es gibt es nicht viele Sänger, die so schön und bedeutungsvoll leise singen und die Atemtechnik haben, um bei so wenig Volumen noch überhaupt zu singen, zu phrasieren, zu artikulieren, Spannung zu vermitteln.
Als Darsteller mit großartigen vokalen Gestaltungsmitteln, einer perfekten Farbkontrolle, wunderbaren dynamischen Nuancen und einem singulären Legato gelingt ihm insbesondere eine Aufwertung der Pfitzner-Lieder.
Goernes Tiefe ist immer noch stark, trotz einer etwas gaumigen Tongebung, die Mittellage ist ausdrucksvoll, nur im oberen Bereich klingt die Stimme leicht angestrengt und spröde. Dafür weicht er oft in die Kopfstimme aus, was ihm sehr gut gelingt. Wenn sich etwas verändert hat, ist es die Textverständlichkeit, die nicht mehr so überzeugt wie in Goernes früheren Aufnahmen.
Viel Lob verdient auch der Pianist Seong-Jin Cho, der mich auf dieser CD zum erstmals wirklich vollauf überzeugt. Er ist für Goerne ein in der Darstellung extrem wendiger und alle Situationen sicher erfassenden Begleiter, der durchaus auch Eigenes zu sagen hat.
In a program in which there is much melancholy and resignation, Matthias Goerne is an accomplished performer. There are not many singers whose mezza voce is so beautiful and meaningful or even have the breathing technique to sing, phrase, articulate, and convey tension with very little volume.
As a performer with great vocal shaping, perfect color control, wonderful dynamic nuances, and singular legato, he succeeds especially in enhancing the Pfitzner songs.
Goerne’s depth is still strong, despite a somewhat gummy tone, the middle range is expressive, only in the upper range the voice sounds slightly strained and brittle. For this he often swerves into the head voice, which he manages very well. If something has changed, it is the text l comprehensibility, which is no longer as convincing as in Goerne’s earlier recordings.
Much praise is also due to the pianist Seong-Jin Cho, who really convinces me fully for the first time. For Goerne, he is an extremely agile accompanist and moreover he definitely has something of his own to say.