Der von Brahms selber empfundene Druck, den der, wie er es sah, hinter ihm marschierende Riese Beethoven auf ihn ausübte, wurde dadurch, dass Robert Schumann in ihm dessen Nachfolger sah, nur noch größer. Das hatte zur Folge, dass Brahms auf den Gebieten der Symphonie und des Streichquartetts, den beiden Formen, in denen Beethovens Vorbild und Meisterschaft besonders eminent sind, lange mit sich selber zauderte und wohl unzählige Entwürfe nicht weiter führte. Ein Quartett, das Schumann bereits einem Verleger empfohlen hatte, vernichtete er sogar wieder.
Was uns heute bleibt, sind vier Symphonien und drei Quartette. Aber, da ist sich die Musikwelt einig, diese sind alle Meisterwerke.
Die drei Quartette hat das ‘Belcea Quartet’ zusammen mit dem Klavierquintett eingespielt. Beim Quintett gesellt sich Till Fellner hinzu. Auch das Quintett weist eine mühsame Entstehungshistorie auf. Zunächst als Referenz an Schubert und sein Quintett mit zwei Cellostimmen geschaffen, wurde es nach der Kritik von Joseph Joachim zum Duo für zwei Klaviere, woraufhin Clara Schumann intervenierte und Brahms die uns bekannte Form wählte.
Diese Schwierigkeiten bei der Entstehung der Werke scheinen auch einen Einfluss auf die Aufnahme des ‘Belcea Quartet’ gehabt zu haben. Die Werke kommen zögernd, tastend beim Hörer an und wirken teilweise verkrampft. Es gibt einige wundervolle lyrische Momente oder auch Passagen großer rhythmischer Präsenz oder einfach auch lustvollen Musikantentums, die sofort für sich einnehmen. Dafür sind die Belceas einfach zu gut. Aber irgendwie fehlen der Fluss und das Gesamtgepräge, um rundheraus begeistert zu sein.
The Belcea Quartet offers their view on Brahms’s String Quartets and, together with Till Fellner, on the Piano Quintet. The composer’s long and winding work seems to influence the interpretation. Although many passages are captivating, the music is sometimes reluctant and inhibited, so that the global picture is not totally persuasive.