Reinhard Keiser: Brockes-Passion; Zsuzsi Toth, Jan van Elsacker, Peter Kooij, Vox Luminis, Les Muffati, Peter van Heyghen; 2 CDs Ramée, RAM 1303; 7/12 (120’35) – Rezension von Guy Engels
Reinhard Keiser war ein Theatermann. Er hat die Gründerzeit des Opernlebens in Hamburg wesentlich geprägt. 1712 schrieb er in der Hansestadt seine Brockes-Passion ‘Der für die Sünde der Welt gemartete und sterbende Jesus’. Das Werk könnte von seiner dramaturgischen und kompositorischen Anlage her ohne Weiteres auf die Bühne gebracht werden – allerdings nicht unbedingt mit der Besetzung dieser Aufnahme. Peter van Heyghen richtet seine ganze Aufmerksamkeit vor allem auf das Emotionale der Musik, weniger auf Bühnenwirksamkeit. Was der Darbietung dadurch an manchen Stellen an dramatischem Impetus verloren geht, macht er mit einer wunderbar austarierten musikalischen Umsetzung wett.
Das Vokalensemble ‘Vox Luminis’ hat seinen Namen wahrlich nicht gestohlen und bringt viel Licht in die betrübenden und schmerzlichen Ereignisse der Leidensgeschichte. ‘Selbst das Leben sterben’, heißt es in den ersten Zeilen. Es ist die programmatische Richtschnur der Interpretation: Licht im Dunkel der Betrübnis, Leben und Sterben gleichermaßen als Antithesen und Synthese.
Die solistischen Hauptrollen sind passend besetzt: eine ebenso selbstbewusster wie demütiger Jesus (Peter Kooij), ein Evangelist als ruhender Pol inmitten der Geschehnisse (Jan van Elsacker) und Zsuzsi Toth mit ihrer wandlungsfähigen Stimme in der Rolle der Tochter Zion.
As the ensemble’s name says, Vox Luminis brings a lot of light in this marvelous work by Reinhard Keider. Peter van Heyghen clearly prefers sensitivity to dramatic power.
