Die dreiaktige Oper ‘Dido and Aeneas’ von Henry Purcell gilt als Höhepunkt der abrupt von der italienischen Oper verdrängten englischen Oper. Das 80 Minuten lange Werk hat eine durchgängige, zusammenhängende Handlung und ist quasi durchkomponiert – trennt also nicht Arie von Rezitativ – und ist damit ihrer Zeit weit voraus. Allerdings stellt sich bei ‘Dido and Aeneas’ die Frage nach dem Autographen, denn eine endgültige Fassung ist nicht belegt. Dies ist typisch für die Zeit, in der Musik an die Gelegenheit angepasst und immer wieder mit neuen Passagen ergänzt wurde.
Das gilt auch für die vorliegende Aufnahme unter der Leitung von Vincent Dumestre, der die Szenenübergänge mit Orchestermusik (überwiegend aus der Feder von Purcell) ergänzt.
Vivica Genaux singt die Dido sehr gut, bleibt aber darstellerisch etwas muffelig, sie scheint nicht wirklich verliebt. Im Schlusslamento zeigt sie auch eine gewisse Ermüdung beim Singen. Marc Mauillon glänzt in der Rolle der Hexe und auch Ana Quintans begeistert als Belinda. Ausgezeichnet ist das Barockensemble ‘Le Poème Harmonique’, das unter Vincent Dumestre wieder einmal mit viel Frische, Sensibilität und größtmöglicher Authentizität überzeugt.
Leider werden die Chorpartien aus dem Orchestergraben heraus gesungen. Der Chor ist also nicht in die Handlung einbezogen und wirkt etwas distanziert, was auch für die Solisten gilt, die häufig etwas verloren auf der Bühne agieren.
Die Inszenierung ist sonst aber einfallsreich, farbig und ‘akrobatisch’. Das vom Wasser beherrschte Bühnenbild, düster und bedrohlich, ist passend. Sehr eindrucksvoll ist das Versinken von Dido in den Meeresfluten am Schluss der Oper.
Eine absolut empfehlenswerte Videoproduktion!
The staging of ‘Dido and Aeneas’ by Cécile Roussat and Julien Lubek’s is lively and fanciful. From the overall fine ensemble Ana Quintan and Marc Mauillon stand out and Vincent Dumestre’s conducting deserves praise too.