Vier von Mozarts insgesamt 18 Klaviersonaten spielt William Youn auf der zweiten CD seiner Gesamtaufnahme, je eine aus den vier großen Gruppen, die den Erstausgaben entsprechen.
Die Zweite Sonate KV 280 schrieb der 18-jährige Mozart im Jahre 1774. In der Henle-Urausgabe ist vermerkt, wie sehr diese Sonate mit ihrer Kantabilität und ihren italienischen Elementen eine Stimmung ergibt, die sich in den ebenfalls auf der vorliegenden CD erklingenden Sonaten KV 332 und KV 546 wiederfindet. William Youn bringt diese rhetorischen ‘Zutaten’ mit einer schönen Natürlichkeit zum Ausdruck. Das schöne Adagio mit seiner Mischung aus Innigkeit und Melancholie wird wunderbar gewichtet und schafft in einer agogisch sehr persönlich formulierten Aussage Stimmungen im knappen Grenzbereich zwischen Traurigkeit und Melancholie. Das wirkt nach, denn Youn findet im Finale nicht so leicht in die Unbeschwertheit zurück. Sein Presto ist pianistisch entsprechend fein differenziert und kontrastreich.
Die Sonate KV 311, angeblich 1777 in Mannheim entstanden, ist ein klassisches Stück und wird von William Youn mit großer Ernsthaftigkeit gespielt. Auch im Jagd-Rondo lässt er sich nicht zu extremer Energetik hinreißen. Zwischen diesem Werk und der 12. Sonate von 1783 ist viel passiert in Mozarts kurzem Leben. Es war zum Bruch mit dem Salzburger Fürsterzbischof gekommen, Mozart hatte sich selbständig in Wien niedergelassen und geheiratet. Youn zeigt das im ersten Satz ganz deutlich in einem sehr dezidierten Spiel.
Das idyllische Adagio wird subtil eingetrübt, und der ausgedehnte Schluss-Satz bekommt jene fein regulierte Virtuosität, die Mozarts manchmal impetuosen Charakter ohne jede Übertreibung zeigt.
Die am 26. Juni 1788 mit den Worten ‘Eine kleine Klavier-Sonate für Anfänger’ in den handschriftlichen Katalog eingetragene Sonate KV 545 wurde als ‘Sonate facile’ veröffentlicht. Dabei ist sie alles andere als leicht. Der mit 5 Minuten längste Satz ist das zentrale Andante, bei dem schon so mancher Pianist von der Straße abgekommen ist. Youns feingliedriges Spiel und die Gleitdynamik beider Hände wirken hier allerdings Wunder. Auch dem knappen Finale bleibt der koreanische Pianist nichts an Differenzierungskunst schuldig.
William Youn zeigt sich mithin auf dieser CD wiederum als überaus sensibler und feinzeichnender Interpret, dessen Liebe zu Mozart in jeder Note spürbar wird. Nie spielt er sich selber in den Vordergrund, sondern es geht ihm ausschließlich darum, Mozarts unerschöpflichen Erfindungsreichtum in einer besonders herzlichen Weise hörbar zu machen.
William Youn appears on this CD again as an extremely sensitive and fine performer whose love for Mozart’s music is noticeable in every bar. He never plays himself in the foreground, being exclusively dedicated to share Mozart’s boundless inventiveness in a particularly warm way with his audience.