Boten der Liebe, an Alma, Mathilde und Isolde; Richard Wagner: Wesendonck-Lieder für Streichquartett + Vorspiel aus Tristan & Isolde; Gustav Mahler: Streichquartett Nr. 1.0, a-Moll (bearb. für Streichquartett von Andreas Höricht); Voyager Quartet (Nico Christians, Maria Krebs, Violine, Andreas Höricht, Viola Klaus Kämper, Violoncello); 1 CD Solo Musica SM 358; Aufnahme 12/2020, Veröffentlichung 03/2021 (67'58) – Rezension von Remy Franck
Wagner und Mahler hatten mit der Liebe ihre lieben Probleme. Ob man sie als Boten der Liebe ansehen muss, wie der CD-Titel suggeriert, ist fraglich. Beide haben in der Liebe gelebt und gelitten. Und sie haben sicherlich Botschaften dazu verfasst. Wagner im Liebesepos Tristan und Isolde sowie in seinen Wesendonck-Liedern, die er nach Gedichten seiner, ja sagen wir mal, Muse komponierte. Und Mahler? In seiner Musik findet sich Verliebtheit im Adagietto der 5. Symphonie und Liebesschmerz in der Zehnten. Ein nicht existierendes Quartett von Mahler hat der Bratschist des Voyager Quartet geschaffen, indem er Motive aus einem Jugendwerk, aus der Fünften und der unvollendeten zehnten Symphonie zu einem viersätzigen Werk neu komponierte.
Auch Wagners Musik hat Andreas Höricht für Streichquartett bearbeitet. Auf das ausgedünnte Tristan-Vorspiel hätte ich gerne verzichtet. Die Transkriptionen der Wesendonck-Lieder hingegen sind raffiniert genug arrangiert, dass sie aus dieser Bearbeitung gestärkt hervorgehen und auch die Rhetorik erlangen, die mir im Tristan-Vorspiel fehlt.
Das Mahler-Quartett ist nicht uninteressant, aber im Vergleich zu den Originalen ist das, was wir zu hören bekommen, doch nur Schonkost. Weder erlangt das Adagietto seine vollen Gefühle noch kann das Adagio den Schmerz des Komponisten über den Ehebruch seiner Frau hörbar machen. Vor kurzem hat das Ensemble Mini gezeigt, wie gut eine Reduktion der Symphonie auf ein kleines Kammerensemble funktionieren und wie sich dieser Schmerz in das Herz des Hörers einbrennen kann.
Wagner and Mahler had their dear problems with love. Whether one should regard them as messengers of love, as the CD title suggests, is questionable. Both have lived and suffered in love. And they certainly wrote messages about it. Wagner did so in Tristan und Isolde, as well as in his Wesendonck-Lieder which he composed after poems of his, let’s say, muse. And Mahler? In his music there is infatuation in the Adagietto of the 5th Symphony and love-pain in the Tenth. The violist of the Voyager Quartet has created a non-existent quartet by Mahler by recomposing motifs from a youthful work, from the Fifth Symphony and the unfinished Tenth Symphony into a four-movement work.
Andreas Höricht has also arranged Wagner’s music for string quartet. I would have gladly done without the thinned-out Tristan prelude. The transcriptions of the Wesendonck Lieder, on the other hand, are cleverly enough arranged that they emerge strongly from this arrangement and also acquire the rhetoric that I found lacking in the Tristan prelude.
The Mahler Quartet is not uninteresting, but compared to the originals, what we get to hear is only light fare. Neither does the Adagietto attain its full emotions, nor can the Adagio make audible the composer’s pain over his wife’s adultery. Recently the Ensemble Mini showed how well a reduction of the symphony to a small chamber ensemble can work and how this pain can touch the listener deeply.
Nichts für Labile: Mahlers totale Selbstzerfleischung