Die italienische Cellistin und Komponistin Elvira Muratore komponierte ihr fünfteiliges Werk Alias, Amor zwischen 2016 und 2018. Es beinhaltet die Kapitel Narciso, Haiku, Amore Sacro, Oltre la morte (Jenseits vom Tod) und Vivamus. Die fünf literarischen Quellen dazu stammen u.a. aus Texten von Matsuo Basho, dem Lukas-Evangelium, Edgar A. Poe und von Catull, dessen Text ‘Vivamus mea Lesbia atque amemus’, auch Carl Orff in den Catulli Carmina verwendet wurde. Die ganzen Texte sind im Booklet des von Da Vinci Classics veröffentlichten Albums ebenso enthalten wie begleitende, sehr eindrucks- und stimmungsvolle Fotos von Federica Cocciro.
Ihre musikalischen Gedanken dazu hat Elvira Muratore der Viola d’Amore anvertraut. Der Interpret ist Valerio Losito, der die Viola d’amore ‘Ferdinando Gagliano’ benutzt, ein klangvolles Instrument, das 1775 in Neapel hergestellt wurde.
Die Liebesgeschichte in fünf Kapiteln beginnt mit Narziss, einem angenehm fließenden Stück, das zu Haiku führt, der illustrierenden Musik zu bloß zwei kurzen Sätzen von Matsuo Basho (Wird er dieses Jahr wiederkommen? Der Schnee, den wir zusammen bewundert haben…). Es ist ein nur ganz spärlich gezupfter Satz, der völlige Ruhe in die Musik bringt.
Der dritte Teil, Heilige Liebe, wird in einer Art musikalischem Gebet mit einer introvertierten Musik ungemein stimmungsdicht.
‘Jenseits des Todes’, inspiriert durch The Colloquy of Monos and Una von Edgar Allan Poe, ist ein Lamento, in dem die Viola d’amore mit ihren Spiel- und Resonanzsaiten besonders eindringlich klingt.
Das letzte Kapitel ist auch das kürzeste. Vivamus… ist im Vergleich zu Catulls erotischem Text anfangs recht wenig leidenschaftlich, eine Art tastendes Annähern, ehe die atemlose Kussszene sich in einer vibrierenden Musik äußert, die in einem seligen Afterglow endet.
All das wird ganz wunderbar intensiv und tiefschürfend von Valerio Losito gespielt, so dass sich der Zuhörer am Ende sicher ist, eine bereichernde CD gehört zu haben.