Bela Bartok: Quartett Nr. 1; Leos Janacek: Quartett Nr. 2; Schulhoff: 5 Stücke für Streichquartett; Quatuor Voce; 1 CD Alpha 268; Aufnahme 07/2016, Veröffentlichung 02/2017 (69'56) – Rezension von Uwe Krusch

Das erste (überlieferte) Quartett von Béla Bartók schrieb der ungarische Komponist für die Geigerin Stefi Geyer, für die er auch ein Violinkonzert komponiert hatte. Kurz vor seinem Tode komponierte Leos Janacek sein zweites Quartett, als er in die junge Kamila Stösslova verliebt war. Beide Tonsetzer hatten das Pech, dass ihre Gefühle nicht wirklich erwidert wurden.

Allen diesen Komponisten, auch Schulhoff, gemein war, dass sie mehr oder weniger intensiv Elemente der Volksmusik ihrer Heimat aufnahmen und in den Werken verarbeiteten. Für die ‘Fünf Stücke für Streichquartett’ wählte Schulhoff die Form einer barocken Tanzsuite und widmete sie dem Kollegen Darius Milhaud. Auffallend sind neben den slawischen Idiomen die lebendigen Verschiebungen der 2/4 Polka im dritten sowie des Walzers im ersten Satz, die beide in ein 4/4 Metrum eingepasst sind. Vielleicht deuten diese Verzerrungen auf seinen früheren Bezug zum Dadaismus hin.

Während die ‘Fünf Sätze’ auch vom Sujet her eher ein neutrales Ambiente bilden, sind die beiden anderen Werke, insbesondere die ‘Intimen Briefe’ von Janacek ein direktes Bild in die Komponistenseele.

Dem ‘Quatuor Voce’ gelingt es meisterhaft, diese inneren Stimmungen erlebbar zu machen, gerade so, als ob sie selber von der Situation betroffen wären. Gerade die ‘Intimen Briefe’ entfalten stellenweise eine geradezu gespenstisch ekstatische Explosivität. Die technischen Schwierigkeiten spielen einfach keine Rolle. Die vier Musiker können sich voll und ganz auf die musikalischen Aspekte und ihre Vermittlung fokussieren und schaffen so ein faszinierendes Bild dreier Kompositionen, die innerhalb eines Zeitraums von nur 20 Jahren im ersten Drittel des letzten Jahrhunderts komponiert wurden.

These compositions by Bartok, Janacek and Schulhoff are altogether a highly satisfactory coupling. The technically flawless Quatuor Voce plays with evident feeling, and their performances make a strong impact.

 

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