Joseph Moog kehrt zu Liszt zurück, der in seiner Diskographie damit den jetzt wichtigsten Platz einnimmt. Aufs Ganze gesehen kann man sagen, dass Moog mit größten Ansprüchen an dieses Liszt-Programm herangeht und nicht nur in jedem Stück das Ereignishafte garantiert, sondern die Musik auf ein Niveau hebt, das nicht nur spieltechnisch mit einer manchmal direkt stupenden Virtuosität beeindruckt, sondern auch interpretatorisch, d.h. in der gedanklichen Aufarbeitung.
Die h-Moll-Sonate spielt er in einer packenden, dramatischen und brillanten Darbietung. Beeindruckend sind die Sogkraft, die den Hörer durch die Musik zieht, und die Direktheit der Tonsprache, die mit meditativer Ruhe und rauschhafter Leidenschaftlichkeit gepaart ist.
So äußert sich in der h-Moll-Sonate auch die Unbefangenheit Franz Liszts, das Reflektive wie das Schwärmerische mit hymnischen Höhenflügen zu verbinden. In den Ruhephasen der Musik regeneriert Moog auch die Kraft, um die manchmal atemberaubend ekstatisch klingenden Höhepunkte anzusteuern. Aber der Ablauf beeindruckt auch durch seine Natürlichkeit und durch eine Spontaneität des Ausdrucks, der immer konsequent und logisch klingt sowie frei von jedem Pathos.
Mit einem untrüglichen Gefühl für das Wesentliche spielt Moog auch die beiden Franziskus-Legenden. Eher nachdenklich beginnt er danach Liszts Après une lecture du Dante. Es geht ihm darum, die Musik dynamisch zu differenzieren und so eine große Spannung zu schaffen, die dem Sujet ja auch innewohnt: es geht hier um Liebe und Tod in der Form einer Phantasie, mit bunt durcheinander wirbelnden Gemütsstimmungen. Im Gegensatz zu kohärenteren Darstellungen von Kollegen zeigt Moogs Interpretation die von Clara Schumann beanstandete Disparität von Liszts Musik auf und lässt die Komposition als Zeugnis einer äußerst komplexen Entstehungsgeschichte sowie einer aus der Improvisation hervorgegangenen Phantasie bestehen, zu welcher sich Liszt nach der Lektüre der Göttlichen Komödie angeregt gefühlt hatte, « im Entwurfe kühn, in der Ausführung aphoristisch », wie ein zeitgenössischer Kritiker notierte.
Ein eher selten zu hörendes Stück, Csardas Obstinée, steht am Schluss des Programms, und da dieses Werk so abrupt endet und den Hörer gewissermaßen über einem Abgrund hängen lässt, darf man annehmen, dass Joseph Moog das Rettungsseil auswirft und in Zukunft ein weiteres Liszt-Programm anbieten wird.
Der etwas herb und streng klingende Steinway-Flügel wurde sehr direkt aufgenommen, doch wenn sich das Ohr angepasst hat, bleibt ausreichend Hörkomfort erhalten.