Franz Schubert: Die Schöne Müllerin D 795; Julian Prégardien, Kristian Bezuidenhout; # Harmonia Mundi HMM 902739; Aufnahme 11.2023,    Veröffentlichung 23.8.2024 (61'05) - Rezension von Remy Franck

Julian Prégardien und Kristian Bezuidenhout konfrontieren uns in dieser Schönen Müllerin mit einer sehr persönlichen Werksicht, die Hörer mit festgefahrener Meinung nicht zuletzt wegen ungewohnter Verzierungen, Akzentuierungen und dynamischen Veränderungen für manieriert halten können, die aber, wenn man sich einmal an dieses Interpretieren gewöhnt hat – und das geht schnell! – einen Müllergesellen zeigt, der sich ungehemmt seinen Gefühlen hingibt. Er mischt Elan mit Trotz, Freude mit Trauer, Resignation mit Wut, schnell und spontan im Stimmungswechsel, nutzt alle ihm zur Verfügung stehenden stimmlichen Mittel – Färbung, Dynamik, Artikulation, Tempo -, um Schuberts Gefühlswelt zum Ausdruck zu bringen.

Zu hören sind lodernder Expressivgesang so gut wie verinnerlichte Zurückhaltung, ungestüme Begeisterung, Gutmütigkeit, und jugendliche Naivität. Prégardien überzeugt nicht nur mit einer bemerkenswerten Stimmführung, er hat nicht nur eine ‘mezza voce’, die funktioniert, sondern eine ‘piano voce’. Nicht viele Sänger können so bedeutungsvoll leise singen.

Und so hört man, nicht zuletzt auch wegen Kristian Bezuidenhouts formendem, ausdrucksstarkem Spiel auf einem exzellenten Fortepiano von Christoph Kern (nach Conrad Graf, 1825) eine Art Traumreise, die, losgelöst vom Irdischen, dem Tod entgegenstrebt.

In this Schöne Müllerin, Julian Prégardien and Kristian Bezuidenhout confront us with a very personal view of the work, one that may seem mannered to listeners with fixed opinions, not least because of the unfamiliar ornamentation, accents and dynamic changes, but which, once one has gotten used to this interpretation – and that happens quickly! – shows a miller’s apprentice giving in to his feelings without restraint. He mixes verve with defiance, joy with sadness, resignation with anger, quickly and spontaneously changing moods, using all the vocal means at his disposal – coloration, dynamics, articulation, tempo – to express Schubert’s emotional world.

One hears fiery, expressive singing as well as interiorized restraint, impetuous enthusiasm, good nature and youthful naivety. Prégardien convinces not only with a remarkable vocal line, he has not only a mezza voce that works, but also a piano voce. Not many singers can sing so meaningfully soft.

And so, not least because of Kristian Bezuidenhout’s expressive playing on an excellent fortepiano by Christoph Kern (after Conrad Graf, 1825), one hears a kind of dream journey which, detached from the earthly, strives towards death.

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