Bis auf das Trompetenkonzert wurden die Werke, zumindest in der vorliegenden Fassung, erstmal eingespielt. Das alte, in Japan sehr bekannte Lied Sakura (Kirschblüte) ist in der Bearbeitung für Orchester zu hören. Ein Quintnachhall von den Streichern als Basso continuo bildet die Grundlage zur Melodie, die sich zunächst leise, vermischt mit dem Nachhall, erhebt, bis sie in den Vordergrund gelangt.
In seinen Konzerten stellt Hosokawa oft den Menschen, verkörpert durch das Soloinstrument, der Natur bzw. dem Universum gegenüber, gespielt vom Orchester. Für ‘Im Nebel’, Konzert für Trompete und Orchester, nahm Hosokawa das Buch von Hermann Hesse als Inspiration. Die Trompete geht in großer Trostlosigkeit allein, dann singt sie zur Welt. Das Orchester zeichnet ein Shan Shui, eine Art traditioneller chinesischer Landschaftsmalerei durch Klang, hier wie ein in den Nebel gezeichneter Kiefernwald.
Das Violinkonzert ‘Genesis’ komponierte Hosokawa für Veronika Eberle und ihr Kind. Das Orchester zeichnet wieder Wellenbewegungen, die an Fruchtwasser erinnern, dann entwickelt sich die melodische Linie des Lebens im Violinsolo.
Das Orchesterstück Uzu imitiert das Spiel der Shō, das durch das langsame Ausatmen und Einatmen des Spielers artikuliert wird. Der Klang scheint zu zirkulieren, wodurch eine Spirale entsteht. Dieses Atmen ist in dem Stück auch ohne solistische Shō präsent.
Das Trompetenkonzert liegt auf den Lippen von Jeroen Berwaerts, der mit breit gefächerten Repertoire und technisch bestens befähigt auch die zeitgenössische Literatur ausgefeilt bläst. So hat er schon das erste Trompetenkonzert von Hosokawa uraufgeführt. Hier im zweiten Konzert kann er sich mit starkem Ausdruck aus dem Nebel des Orchesters abheben. Obwohl er wiederholt mit gedämpftem Instrument spielen muss, kann er unangestrengt seinen Standpunkt markieren. Immer verbindlich in der Formung der Töne, ist sein Zugriff partiell doch auch zupackend.
Der Geiger Paul Huang gibt der Genesis eine äußerst intensive Ausdeutung, wie auch die ein umwälzendes Ereignis ist und das folgende Leben weitere überraschende und fordernde Momente liefern kann. Dabei gelingt es ihm, sich gegenüber dem Orchester und damit der Umwelt durchzusetzen. Mit einer alle spielerischen Anforderungen umsetzenden und die Gestalt der Komposition formenden Hingabe bietet eine überzeugende Version des Werkes.
Jun Märkl, Chefdirigent des hier spielenden Residentie Orchestra in Den Haag, veröffentlicht mit wechselnden Ensembles eine Reihe alle Orchesterwerke von Toshio Hosokawa. Dieser vierte Teil mit zwei Konzerten und zwei Orchesterstücken zeigt das durch die andauernde Beschäftigung mit dem Werk von Hosokawa erworbene tiefe Verständnis für diese Musik. Als weiterer Anteil mag dazu kommen, dass Märkl durch seine japanische Mutter von Haus eine Nähe zu dieser Kultur hat. Mindestens dieser Teil der Serie bietet die sehr lohnende Möglichkeit, sich diesem Komponisten mit gelungenen Interpretationen zu beschäftigen.
With the exception of the trumpet concerto, the works were recorded for the first time, at least in the present version. The old song Sakura (Cherry Blossom), which is very well-known in Japan, can be heard in the arrangement for orchestra. A quint reverberation from the strings as basso continuo forms the basis for the melody, which initially rises quietly, mixed with the reverberation, until it comes to the fore.
In his concertos, Hosokawa often juxtaposes man, embodied by the solo instrument, with nature or the universe, played by the orchestra. For ‘Im Nebel’, concerto for trumpet and orchestra, Hosokawa took the book by Hermann Hesse as his inspiration. The trumpet goes alone in great desolation, then sings to the world. The orchestra draws a shan shui, a kind of traditional Chinese landscape painting through sound, here like a pine forest drawn in the mist.
Hosokawa composed the violin concerto ‘Genesis’ for Veronika Eberle and her child. The orchestra again draws wave movements reminiscent of amniotic fluid, then the melodic line of life develops in the violin solo.
The orchestral piece Uzu imitates the playing of the shō, which is articulated by the slow exhalation and inhalation of the player. The sound seems to circulate, creating a spiral. This breathing is present in the piece even without solo shō.
The trumpet concerto is on the lips of Jeroen Berwaerts, who has a wide-ranging repertoire and is also technically highly proficient in contemporary literature. He has already premiered the first trumpet concerto by Hosokawa. Here, in the second concerto, he is able to stand out from the fog of the orchestra with strong expression. Although he repeatedly has to play with a muted instrument, he is able to mark his position effortlessly. Always binding in the shaping of the notes, his approach is also gripping in places.
The violinist Paul Huang gives Genesis an extremely intense interpretation, just as it is a revolutionary event and the life that follows can provide further surprising and challenging moments. He succeeds in asserting himself against the orchestra and thus the environment. He offers a convincing version of the work with a dedication that realizes all the playful demands and shapes the form of the composition.
Jun Märkl, chief conductor of the Residentie Orchestra in The Hague playing here, is releasing a series of all orchestral works by Toshio Hosokawa with changing ensembles. This fourth part, with two concertos and two orchestral pieces, demonstrates the deep understanding of Hosokawa’s music that he has acquired through his ongoing engagement with his work. Another factor may be that Märkl has a close affinity with this culture due to his Japanese mother. At least this part of the series offers a very rewarding opportunity to explore this composer with successful interpretations.