Das erste Forward-Festival für zeitgenössische Musik in Luzern hat am vergangenen Wochenende neue Perspektiven für das Konzerterlebnis von morgen aufgezeigt. Unter der Leitung von Contemporary-Leiter Felix Heri und Dramaturg Mark Sattler kuratierten 18 Mitglieder des internationalen Academy-Netzwerks das vielfältige Programm der vergangenen drei Tage und beschritten ungewöhnliche Wege
Zu hören waren zeitgenössische Klänge aus aller Welt, die die Akustik des KKL Luzern vollkommen neu erlebbar machten, traditionelle Hörgewohnheiten auf den Kopf stellten, den Rollentausch von Publikum und Künstlern zelebrierten und Klang und Raum auf vielfältigste Weise erforschten.
Insgesamt kamen über 1300 Besucher zu dieser ersten Ausgabe vom 19. bis 21. November mit vier Konzerten sowie weiteren Performances im und am KKL Luzern. Zu hören waren insgesamt sechs Uraufführungen von Werken, die Lucerne Festival in Auftrag gegeben hatte. 37 Musiker des Lucerne Festival Contemporary Orchestra (LFCO) gestalteten in unterschiedlichsten Ensemble-Konstellationen vier Konzerte in Zusammenarbeit mit dem Dirigenten Mariano Chiacchiarini und der Dirigentin Elena Schwarz.
Bei allen präsentierten Werken spielte Räumlichkeit und die Verbindung zwischen Musikern und Publikum eine entscheidende Rolle. So konzentrierte sich Performerin Winnie Huang auf Ihr Gegenüber, nahm Mimik sowie Reaktionen in ihrer Performance auf und verarbeitete sie. Es gab Konzerte, die in der Dunkelheit begannen wie Oliveros‘ Out of the Dark oder Werke, bei welchen die Musiker um das Publikum platziert waren und dieses zum Summen animierten, wie in Annea Lockwoods Werk Water and Memory. Jessie Cox brachte eigens für die Uraufführung seines Werks Alongside a Chorus of Voices verschiedene Glöckchen mit, die über dem Publikum schwebend im Raum hingen.
In Michael Pisaros ricefall beteiligten sich 49 Teilnehmer, die an verschiedenen Positionen im Konzertsaal Reis auf unterschiedliche Gegenstände fallen ließen und so einen fast meditativen Klangregen im Konzertsaal erzeugten. Die 49 kg Reis, die für dieses Projekt verwendet wurden, spendet das Festival im Nachgang an Tonis Zoo in Rothenburg, dort profitieren Zebras, Kängurus und Kamele.
Lucerne Festival lieferte auf seinen digitalen Kanälen zusätzliche Einblicke, womit sich das Publikum im Vorfeld zu den Konzertbesuchen informieren konnte: Die Komponisten und Contemporary Leaders präsentierten in 21 kurzen Videos zu den einzelnen Stücken individuelle Einführungen, die auch als virtuelles Programmheft vor Ort per QR-Code zur Wiedergabe bereit standen. Diese Videos sind weiterhin auf dem YouTube-Kanal und der Webseite des Festivals unter www.lucernefestival.ch/de/Looking-Forward abrufbar.