Bei Cavaillé-Coll-Orgeln erwartet man zunächst gewaltiges Klangrauschen. Die monumentalen Instrumente des legendären Orgelbauers sind der Eckpfeiler der großen romantischen Orgelschule, die mit eignen Symphonien ein ganz neues Genre geschaffen hat.
Eine Cavaillé-Coll kann aber selbstverständlich auch ganz anders klingen, kann klanglich differenzieren und destillieren. Anders wären die Bearbeitungen russischer Symphonik, wie sie Sophie Rétaux auf dieser Produktion vorstellt, ein unmögliches Unterfangen.
Wie will man die ironische Schärfe eines Shostakovich, die flüchtigen Momente eines Prokofiev, die zierlichen Tanzschritte eines Tchaikovsky oder die farbenreiche Sprache eines Rimsky-Korsakov richtig umsetzen, wenn man das machtvolle Gebilde der Cavaillé-Coll in Saint-Omer nicht bändigen kann. Sophie Rétaux kann das meisterlich. Gönnt man sich einige Distanz zu den Originalen, entstehen hier starke Interpretationen, die ihre ganz eigene Sprache sprechen, die klanglich bis ins Detail durchdacht sind, ohne dass man den Eindruck haben muss, die Vorlage hätte sich unverhältnismässiger plastischer Chirurgie unterzogen.
On the majestic Cavaillé-Coll organ in Saint-Omer, Sophie Rétaux convincingly shows how differentiated and detailed the instrument can sound, when the organist is able to fully control it.