Russische Tonaufnahmen sind oft höhenbetont, und es fehlt ihnen an Bassfundament. Das gilt auch für diese Neueinspielung der 6. Symphonie von Gustav Mahler, die sehr weiträumig in die Tiefe angelegt, etwas hallig und nicht besonders transparent ist, und rein vom Klang her den Eindruck einer weitgehend sportiven Interpretation fördert.
Teodor Currentzis schärft die Kontraste und gestaltet das Allegro wirklich ‘heftig, aber markig’ wie es Mahler fordert. Der Klang ist schroff und metallisch, mit einigen zartesten Einschüben. Doch hier wie im Scherzo ist die Gangart generell eher locker und federnd, und dadurch verliert die Musik nicht nur an Details, sondern auch an Bedeutung und an Ausdruckstiefe.
Das Adagio ist gefällig und streckenweise gefühlvoll, aber mir fehlen in diesem ständigen Fluss das Atemholen und das Ausatmen.
Das Finale beginnt gespenstisch und damit sehr effektvoll und entwickelt sich unter Hochdruck, sehr dramatisch, was aber dem eigentlichen Drama nicht unbedingt förderlich ist. Ich würde den Satz in dieser Aufnahme eher als brutal verzeichnen. Mehr Filmmusik für einen Action-Thriller als Mahler.
Bin ich zu streng? Würde mir die Aufnahme in einem anderen Klangbild besser gefallen? Kann sein. Aber ich bin dennoch überzeugt, dass angesichts des vorhandenen Angebots in Sachen Mahler 6 diese Einspielung die Diskographie vielleicht diversifiziert, aber unter dem Strich nicht wirklich bereichert.