Diese Aufnahme von Mahlers Siebter Symphonie entstand bei Konzerten im Februar 2011 in der Münchner Philharmonie am Gasteig.
Ein heftig akzentuierter erster Satz mit, im wirkungsvollen Kontrast dazu, hinreißend lyrischen Zwischenspielen leitet diese Interpretation höchst rhetorisch ein und erinnert schon sehr an eine Tondichtung. Und sich ein Programm auszumalen, fällt der Hörer nicht schwer, der um Mahlers Probleme als Wiener Hofoperndirektor und um seine kontinuierlichen Blockaden beim Komponieren dieser Symphonie weiß, auch wenn der Komponist die Symphonie nach den Schwierigkeiten in einem Furor beendete, wie Alma Mahler notierte.
Die beiden Nachtmusiken und das schattenhafte Scherzo, sie werden hier wirklich zu jener Insel der Träume, die einst der Mahler-Experte Richard Specht beschrieben hatte. Das Scherzo wird dabei mit der Verstärkung des Schrägen durch eine pointierte Rhythmik und klanglicher Effekte besonders gespenstisch und halluzinierend.
Die Atmosphäre der zweiten Nachtmusik wird bei Haitink viel beängstigender als in anderen Interpretationen, beinhaltet aber jene Wehmut, die in allen Werken Mahlers die Trauer um das ‘verlorene Paradies’ zum Ausdruck bringt.
Das Finale mag Mahler gegenüber William Ritter, einem Schweizer Musikkritiker, mit dem er 1901 korrespondierte, als « helles Tageslicht » bezeichnet haben, aber Bernard Haitink nutzt diesen fünften Satz nicht, um einen Weg von der Dunkelheit zum Licht aufzuzeigen, er präsentiert dieses Finale als etwas Chaotisches, Ungeheuerliches und Unzusammenhängendes, was nichts als Verstörung provoziert. Fanfaren, rustikale Tänze, Parodien über die italienische Oper, Wagner und Lehar, neobarocke Fragmente, marschartige Rhythmen und ständige abrupte Wechsel, all das klingt bei Haitink ganz einfach verrückt. Mahler kann so nicht gewinnen und keine Ruhe finden, nicht einmal ausatmen.
This recording of Mahler’s Seventh Symphony was made at concerts in February 2011 at the Munich Philharmonie am Gasteig.
A fiercely accented first movement with, in effective contrast, ravishingly lyrical interludes introduces this interpretation most rhetorically and is already very reminiscent of a tone poem. And it is not difficult to imagine a program for the listener who knows about Mahler’s problems as director of the Vienna Court Opera and about his continuous blockades in composing this symphony, even if the composer finished the symphony in a furor after the difficulties, as Alma Mahler noted.
The two Nachtmusiken and the shadowy Scherzo, they really become here that island of dreams once described by Mahler expert Richard Specht. The Scherzo becomes especially haunting and hallucinatory with the amplification of the weirdness through pointed rhythm and tonal effects.
The atmosphere of the second Nachtmusik becomes much more frightening in Haitink’s performance than in other interpretations, but contains that wistfulness that expresses mourning for the ‘lost paradise’ in all of Mahler’s works.
Mahler may have described the finale to William Ritter, a Swiss music critic with whom he corresponded in 1901, as ‘bright daylight’, but Bernard Haitink does not use this fifth movement to show a way from darkness to light; he presents this finale as something chaotic, monstrous and disjointed, provoking nothing but disturbance. Fanfares, rustic dances, parodies of Italian opera, Wagner and Lehar, neo-baroque fragments, march-like rhythms and constant abrupt changes, all this sounds quite simply crazy in Haitink’s hands. Mahler can’t win like this, can’t find peace, can’t even exhale.