In schnellen 16’15 schwingt sich Manfred Honeck mit seinem ‘Pittsburgh Symphony’ durch den ersten Satz von Beethovens ‘Eroica’. Doch das Tempo ist gar nicht mal so schnell, der Eindruck verstärkt sich nur durch die Leichtigkeit des Musizierens. Dabei ist das Pulsierende keinesfalls nur glatt-fließend, elegant-schwungvoll und leicht, es erlangt durch feine Differenzierung und Atmung eine rhetorische Stärke, die wir in anderen, ähnlich energischen Interpretationen nicht so feststellen konnten.
Im Scherzo differenziert Honeck das Tempo sehr und erreicht damit eine ungewohnte Farbigkeit, ein ganz besonders buntes und saftiges musikalisches Cocktail.
Hoch energetisch erklingt das Finale, in dem der Dirigent wiederum ungewohnte Akzente setzt und mit kräftigen Kontrasten eine absolut hinreißende Eloquenz erzielt, die an manchen Stellen volks- und redselig ist, aber auch in einer bedeutungsvollen Retrospektive auf den Trauermarsch zurückblickt. Und dieser zweite Satz ist das Kernstück der Honeck-‘Eroica’. Ohne falsches Pathos, jedoch mit tief erfühlter Trauer geht er wirklich in den Bauch. Selten dürfte er in der Gegenüberstellung von schmerzvoller Bedrücktheit und lyrischem Hoffnungsschimmer so packend geklungen haben, selten wurde die Unerbittlichkeit der Todesrhythmik so dramatisch dargestellt, selten wurde nach dem mächtigen Höhepunkt der nachfolgende Zusammenbruch so schmerzlich.
Aber auch durch die Betonung einzelner Details gibt es jede Menge interessanter Neuerungen in dieser Aufnahme, der Hornruf im Takt 207 des 2. Satzes, der das Schicksalsmotiv der 5. Symphonie ankündigt, mag wohl das beste Beispiel dafür sein, wie akribisch Honeck die Partitur analysiert hat. Aber es gibt wirklich jede Menge anderer, liebevoll herausgearbeiteter Details, und somit beweist Manfred Honeck, dass man auch mit einem modernen Orchester noch viel Neues in Sachen Beethoven sagen kann. Honeck lässt die Musik ja auch nie frei laufen, er ist mit seinen interventionistischen Händen immer im Orchester, um die Musik nach seinen Ideen zu steuern.
Diese Ideen erläutert der Dirigent im Übrigen im Textheft der SACD, wo er auch mit dem Hornisten Willliam Caballero, dem Solisten des Hornkonzerts von Richard Strauss, ein Interview führt, um die Besonderheiten dieses Werks herauszustellen. Die Interpretation ist hervorragend, sehr spontan und farbig, virtuos wo nötig, aber auch reflektiv, und sie gefällt durch ihren warmen Klang. Zweifellos ist dies eine der feinsten, schönsten und klanglich reichsten Interpretationen dieses Hornkonzerts.
With an extremely inventive conducting, Manfred Honeck proves that one can still say something new in Beethoven’s Eroica, even with a modern symphony orchestra. Textually there are fascinating differences from what we are used to. The Funeral march is considered the centre of the symphony, and with Honeck it has real emotional intensity. The Strauss Concerto gets a superb, much refined performance too.