Der armenische Komponist Tigran Mansurian hat sein Requiem den Opfern des armenischen Genozids gewidmet. In Auftrag gegeben wurde es vom RIAS Kammerchor Berlin und dem Münchener Kammerorchester, die es 2011 uraufgeführt haben.
Obwohl die Komposition den lateinischen Text verwendet und in der Musik kein Zusammenhang mit dem Genozid besteht, hat die Türkei dieses Werk seit ihrer Uraufführung stark bekämpft, ein Umstand, der die Komposition an sich nur noch relevanter macht.
Das Requiem ist freilich tief in der armenischen Musik verwurzelt und Mansuriuan selber hat auf den « starken Einfluss der altarmenischen monodischen Musik » hingewiesen. Und er sagt weiter: « Ich hoffe, dass durch diese Verbindung der alten geistlichen und weltlichen Musik Armeniens mit dem lateinischen Text hier etwas Unerwartetes, ja mitunter Paradoxes entstanden ist. »
Es gibt in diesem Requiem nichts Violentes, keine Anklänge an die traumatischen Ereignisse der Ermordung und Vertreibung von Millionen von Menschen.
Abgesehen vom wie gehetzt wirkenden Dies Irae bleibt die Musik sehr gemäßigt in ihrer Ausdruckskraft, und es dominieren die ruhigen Passagen als Ausdruck innerer Kraft. Entsprechend herausfordernd ist das im Zusammenwirken von Chor und Streichern subtil gewundene und immer wieder auch rhythmisch komplexe Werk für den Dirigenten, der viel geistige Kraft aufbringen muss, um die Emotion in der Musik zum Klingen zu bringen. Alexander Liebreich fehlt es daran nicht.
Spannung und Ausdruck, Ausgewogenheit und Größe kennzeichnen die Interpretation mit einer starken, suggestiven Kraft, die aus dem Innern kommt, und bei Chor und Orchester ein Musikmachen erzeugt, das sich streckenweise in höchster Konzentration verdichtet. Der Chor ist von stupender Reinheit, das Orchester nervig und hoch intensiv.