Fazil Say: Violinkonzert 1001 (Nights in the Harem) + Violinonaten Nr. 1 op. 7 & Nr. 2 op. 82 (Mount Ida) + Cleopatra für Violine solo; Friedemann Eichhorn, Violine, Fazil Say, Klavier, Deutsche Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern, Christoph Eschenbach; 1 CD Naxos 8574085; Aufnahme 0/2019, Veröffentlichung 14/08/2020 (70'20) – Rezension von Uwe Krusch

Fazil Say ist von Haus aus Pianist, aber eben auch Komponist, und allein der Katalog seiner Werke für Solovioline füllt schon eine CD. Mit hämmernden, als perkussiv empfundenen Klavierrepetitionen und glissandierendem Schweben der Violine eröffnet die 2. Sonate, bevor sie sich gemeinsamem, immer noch rhythmisch betontem Spiel zuwendet. Der zweite Satz eröffnet wiederum mit dem Klavier, das von Vogelstimmen begleitet wird, bevor die Geige gezupft hinzutritt, und mündet dann in ein beinahe romantisch anmutendes melodisches Gespräch. Im dritten Satz bieten collegno gespielte Passagen neue akustische Anreize. Say setzt hier auch einen gesellschaftlichen Aspekt, indem er mit der Sonate den Missbrauch der Natur anprangert.

Generell kann man sagen, dass jeder Satz der Werke dieser Kollektion spezifische Höreindrücke bietet und damit ein abwechslungsreiches Hörerlebnis. Doch hat man immer den Eindruck, anregenden musikalischen Gedanken zu folgen und nicht auf Effekt zielenden Sperenzchen ausgesetzt zu sein.

Weitere Eindrücke vermittelt das die Sammlung abschließende Violinkonzert, dass schon vom Titel her, 1001 Nacht im Harem, eine orientalische Anmutung nahelegt und diese dann mit vielfältigen Orchesterfarben und türkischen Schlaginstrumenten einlöst. Die vier Bilder werden durch die Solokadenzen der Geige verbunden, die auch sonst nicht unterfordert wird.

So reicht dieses Album von kritischem Kommentar bis zum Ausdruck märchenhafter Erlebnisse. Say als außerordentlicher Pianist und Friedemann Eichhorn als vielseitiger Geiger durchleuchten diese Werke mit unzweifelhaftem Können und, sicherlich auch durch die Teilnahme des Komponisten geschärft, mit großem musikalischem Ausdruck und Farbenspiel. Vom leisesten Hauch bis zum lebenstrunkenen Ausbruch wird die ganze Bandbreite der Emotionen bedient. Auch die ungezählten spielerischen Herausforderungen finden bei beiden Interpreten wahre Meister ihres Faches, so dass keine Wünsche an die Ausführung offen bleiben.

Im Violinkonzert gesellen sich die Deutsche Radio Philharmonie und Christoph Eschenbach zu Friedemann Eichhorn. Ihre Interpretation glänzt mit eleganter Formulierung, die zwar das Temperament nicht leugnet, aber immer in gepflegten Bahnen lenkt. Da wirkt die Aufnahme mit Kopatchinskaja und Axelrod doch noch spontaner, ungebändigter. Doch auch diese Sicht vom Eschenbach und Friedemann Eichhorn weiß ihren Charme zu versprühen, so dass die CD eine wunderbare Gelegenheit ist, die Violinwerke von Say zusammen zu erleben.

Fazil Say is a pianist and also a composer and the catalogue of his works for solo violin already fills a CD. The Second Sonata opens with one repetitive piano hammering and the violin’s glissandi, before turning to a joint, still rhythmically accentuated playing. The second movement opens again with the piano, before the violin enters into an almost romantic melodic conversation. In the third movement passages played collegno offer new acoustic stimuli.
Each movement of the works in this collection offers specific aspects. Yet one always has the impression of following stimulating musical thoughts and not being exposed to little games. Further impressions are conveyed by the Violin Concerto which already from its title, 1001 Nights in the Harem, suggests an oriental atmosphere with a variety of orchestral colours and Turkish percussion instruments. The four pictures are connected by the solo cadenzas of the violin.
Thus this album ranges from critical commentary to the expression of fairy-tale. Say as an extraordinary pianist and Friedemann Eichhorn as a versatile violinist perform these works with unquestionable skill and, certainly sharpened by the composer’s participation, great musical expression and colours. The whole range of emotions is served from the slightest breath to the most vivacious outburst.
In the Violin Concerto, the interpretation shines with elegant phrasing, which does not deny the temperament, but is always very refined. In comparison the recording with Kopatchinskaja and Axelrod seems even more spontaneous and untamed. Nevertheless the Eschenbach-Eichhorn interpretation is truly appealing, so that this release is a wonderful opportunity to experience Say’s violin works altogether.

INTERVIEW WITH FRIEDEMNANN EICHHORN:

https://www.pizzicato.lu/friedemann-eichhorn-fazil-say-knows-a-lot-about-violin-technique/

 

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