Ähnlich opulente Werke wie Die Seejungfrau von Zemlinsky hatte Marc Albrecht mit Mahler und Strauss schon eingespielt. Das verwundert kaum, finden sich in dem Werk doch Anklänge und Strukturen, die an die anderen beiden erinnern. Zum Abschluss seiner Zeit in Rotterdam nach gut zehn Jahren stellt diese Einspielung nun den Schlusspunkt dar, bevor im Konzert noch die 9. Symphonie von Beethoven vor Ort den Abschied besiegelt.
Diese von Zemlinsky selber als symphonische Dichtung bezeichnete Komposition, die aber auch deutlich Elemente symphonischer Gestaltung aufweist, ist sein am häufigsten aufgeführtes Werk nach seinen Opern. Die trotz der Modernität des Werkes zu ihrer Zeit immer eingehaltene Grenze der Schönheit erleichtert heute das Zuhören, ob wohl der Verfasser selber das Werk nach drei Aufführungen sogar aus seinem Werkverzeichnis verbannte. Die Anlehnung an das gleichnamige Märchen von Christian Andersen ist eher charakterlich im Sinne einer Stimmungsbeschreibung als einer wörtlichen Nacherzählung zu verstehen.
Marc Albrecht und das Niederländische Philharmonische Orchester, aus einer Fusion mehrerer Orchester entstanden und in Amsterdam beheimatet, hat diese Werk auf eine nicht gerade opulent gefüllte CD gebracht. Eine Kombination, etwa mit der Sinfonietta, wäre denkbar gewesen. Diese Konzentration auf ein Stück bietet dann aber den zentrierten Blick. Albrecht und das Orchester lassen vom ersten Ton an enge Verbundenheit erkennen, so dass die interpretatorischen Ideen punktgenau umgesetzt werden. Das geht dann weit über ein reines Spielen der Noten hinaus. Vielmehr lassen die Musiker die Farben und Wallungen, die in den Meeresmotiven eingepflegt sind, deutlich hervortreten. Dabei verstoßen sie nicht gegen das Gebot von Zemlinsky, immer im Rahmen der Schönheit zu bleiben. Bei aller Gestaltungsfreude und solistischen Finesse in dieser famos spielbar gesetzten Komposition wäre noch ein wenig mehr Opulenz denkbar gewesen.