Der Komponist Markus Reuter ist aus dem Pop-Rock-Bereich mit Kompositionen wie ‘Todmorden 513’ und ‘Falling for Ascension’ bekannt. Hier wagt er sich nun an die klassischste aller klassischen Formen, das Streichquartett. Mit dem Titel `Heartland´ entfaltet er seinen musikalischen Ausdruck in acht ebenfalls mit Titeln statt Satzbezeichnungen versehenen Sätzen in knapp einer Stunde Aufführungsdauer.
Im Beiheft werden ausführlich seine musikalische Entwicklung im Allgemeinen und die Entstehung des Quartetts beschrieben. Dabei hat er sich Quartette angeeignet, aber lediglich bei den späten Quartetten von Beethoven einige wenige Anregungen erhalten, die auch in einer geheimen Bezugnahme enden. Das Werk ist sowohl technisch als auch musikalisch anspruchsvoll. Das liegt unter anderem am fließenden Verlauf, da die übliche Prägung durch Takte weitgehend ausfällt. Während der erste Satz mit rhythmisch markantem Einstieg sofort gefangen nimmt, gehen die anderen Sätze andere Wege, die der Erkundung neuer Welten, wenn man außerirdische Ideen dazurechnet, frönen. Seine musikalischen Väter sind einerseits Mike Oldfield, andererseits auch Paul Hindemith bis zu einem gewissen Grade.
Insgesamt entsteht eine fortlaufende Erzählung, die aber die Reihenfolge der Teile nicht vorgibt, sondern auch andere Sortierungen oder auch die Auslassung von Sätzen nicht ausschließt. Die Musik ist auch dem klassisch geschulten Ohr gut zuträglich und bedarf ggf. nur der vertieften Zuwendung.
Das ‘Matangi Quartet’ aus Den Haag, benannt nach der gleichnamigen Hindugöttin für Kunst, Sprache und Musik, hat sich dieses Werks angenommen. In dreißig Jahren gemeinsamen Musizierens haben sie immer schon Genres überschreitende Konzerte gegeben, so dass die Darbietung dieses Werkes zwar ein Hineinversetzen benötigt, aber keine Probleme verursacht. So ist ein spannender Abschnitt auf dem Entwicklungsfluss von Markus Reuter hervorragend dokumentiert.