Zugegeben, an den etwas halligen, recht brillanten und im Bass leicht metallischen Klang dieser Aufnahme muss man sich gewöhnen. Auch an die sehr kalkulierte Pedalnutzung des Pianisten! Überhaupt ist alles an diesem Beethoven etwas speziell: die Phrasierung, die Artikulierung, die Farben, die Dynamik, die Tempi und die Akzente. Marlo Thinnes hört nicht auf, uns in den sieben Sonaten zu überraschen. Er spielt eigenwillig und wird sicherlich nicht jeden Zuhörer begeistern. Aber ich kann ihm keinen Vorwurf machen, weder in der fieberhaften Pathétique noch in der betont nüchternen Mondscheinsonate, in der im zweiten Satz so verstörenden Waldstein oder der in ihrer ungewohnten Rhetorik spannenden Appassionata. Seine Eigenwilligkeit artet nämlich nie aus, sie klingt exzentrisch, aber glaubhaft, weil sie einem ehrlichen künstlerischen Instinkt entspringt und immer spontan wirkt, sie will nicht provozieren, uns nicht veräppeln und schon gar nicht Beethoven verraten, sondern uns eher mit neuen Sichtweisen konfrontieren, von denen man schließlich sagt: ja, so kann es auch klingen.
Die Interpretationen sind von einer sehr feinen und variablen Anschlagskultur geprägt und offenbaren ein Verständnis der Musik, wie man es bei Gould und Gulda fand. Da spielt jemand Beethoven, der die Musik und das Klavier vollkommen beherrscht. Bei aller Spontaneität wird nichts dem Zufall überlassen, sondern kommt aus einer präzisen Überlegung und einer sich selbst zugestanden Freiheit.
Admittedly, one has to get used to the somewhat reverberant, quite brilliant and in the bass slightly metallic sound of this recording. Also to the very calculated pedal use of the pianist! In general, everything about this Beethoven is a bit special: the phrasing, the articulation, the colors, the dynamics, the tempi, and the accents. Marlo Thinnes never ceases to surprise us throughout the seven sonatas. He plays idiosyncratically and will certainly not delight every listener. But I cannot reproach him, neither in the feverish Pathétique nor in the emphatically sober Moonlight Sonata, in the Waldstein so disturbing in the second movement, or in the Appassionata exciting in its unusual rhetoric. His idiosyncrasy never gets out of hand, it sounds eccentric, but credible, because it springs from an honest artistic instinct and always seems spontaneous, it does not want to provoke, not to make fun of us and certainly not to betray Beethoven, but rather to confront us with new points of view, of which one finally says: yes, it can sound like that.
The interpretations are characterized by a very fine and variable touch culture and reveal an understanding of the music as found in Gould and Gulda. There is someone playing Beethoven who has complete mastery of the music and the piano. With all spontaneity, nothing is left to chance, but comes from a precise consideration and a freedom granted to oneself.