Genau einhundert Jahre liegen zwischen den beiden hier eingespielten Werken. Schumanns Werk entstand 1842, das von Schostakowitsch 1942 und es sind bei beiden Komponisten jeweils Solitäre für diese Besetzung.
Schumann widmete sein Quintett seiner Frau Clara. Mit ihr am Klavier wurde es im privaten Kreis uraufgeführt. Shostakovich komponierte sein Quintett auf Anregung des Beethoven-Quartetts, das voller Begeisterung sein erstes Streichquartett uraufgeführt hatte. Die Uraufführung mit dem Komponisten am Klavier brachte ihm höchstes Lob inklusive des neu geschaffenen Stalinpreises 1. Klasse.
Während Schumann die klassische viersätzige Form wählte, hat Shostakovich äußerlich ein fünfsätziges Werk verfasst, das aber eigentlich dreiteilig ist. Das zentrale Scherzo wird von Präludium und Fuge, also einem barock inspirierten Satzpaar einerseits und Intermezzo und Finale andererseits eingerahmt. Gibt es im Präludium Anklänge an Johann Sebastian Bach, so verbinden sich in der Fuge ein Thema im Stil russischer Volksmusik mit der strengen Form der Fuge, in das es eingearbeitet wird. Das Scherzo hat sarkastischen Charakter. Beim Intermezzo wird ein an Händel erinnernder Rahmen um den chromatisch eingeleiteten Mittelteil herum gesetzt. Das Finale hat deutliche Spuren der Wiener Klassik und wird durch einen Bolero-Rhythmus kontrastiert.
Den jungen polnischen Künstlern des ‘Chopin Piano Quintet’, die alle an der Chopin-Universität in Warschau ausgebildet wurden und sich 2005 dort zum Ensemble formierten, gelingen ausgezeichnete Interpretationen. Das Werk von Schumann erfährt eine intensive Widergabe. Die Interpretation ist technisch makellos und musikalisch durchdacht und reizvoll.
Den eigentlichen Höhepunkt aber bildet das Shostakovich-Quintett. Für dieses haben die Interpreten einen mitreißenden Ansatz gefunden. Die verschiedenen Charaktere und Stimmungen der Sätze werden faszinierend gestaltet.
Die Bildaufnahmen dieser DVD sind klassisch. Die Musiker spielen in Konzertkleidung vor schwarzem Hintergrund. Gezeigt werden sowohl Totalen als auch einzelne Musiker oder ihre Hände beim Spiel. Wegen der sehr guten, aber nicht herausragenden Schumann-Interpretation und der konventionellen Kameraführung kommt es nur zu der Gesamtbewertung mit 5 Noten.