Wir haben an dieser Stelle schon mehr als einmal darauf hingewiesen, dass sich interpretatorische Schätze gerade bei den kleinen Labels und mit oft mit noch unbekannten, jungen Interpreten entdecken lassen. Und auch wenn die Werke, wie hier die 6 Solosuiten für Cello von Johann Sebastian Bach, schon unzählige Male eingespielt wurden und in ebenso vielen erstklassigen Interpretationen vorliegen, so lohnt es sich trotzdem, immer wieder mal reinzuhören, was die nächste Generation vorzuweisen hat. Im Falle von Maitane Sebastian ist das durchaus hörenswert.
Im Booklet erscheint die Bezeichnung ‘mathematische Poesie’ und genau dies trifft auf die Interpretation der Cellistin Maitane Sebastian zu. Mit einem großzügigen Bogenstrich und einem vollen runden Klang lässt sie uns einen sehr räumlichen und schwingenden Bach erleben. Die Musik atmet und ihre starke Resonanz macht sie fast körperlich spürbar. Aber so wundervoll Maitane Sebastians Celli auch klingen – sie spielt die 6. Suite auf einem restaurierten französischen Piccolo Cello aus dem 18. Jahrhundert, während alle anderen Suiten auf einer Kopie eines Guarneri Senior-Cello gespielt werden – nie lässt sie sich nur von purer Klangschönheit leiten. Vielmehr versucht sie, sehr klar in den Linien zu bleiben und die Suiten jeweils analytisch zu interpretieren. Ihr gelingt dabei eine perfekte Balance zwischen analytischer Transparenz, kontrollierten Emotionen und schwingender Klanglichkeit. Wenn auch etwas mehr Wagemut diese hervorragenden Interpretationen sicherlich noch hätte bereichern können, so kann und muss man diese Aufnahme der Cellosuiten wärmstens empfehlen.