Maurizio Paciariellos Einspielung der drei Klaviersonaten von Paul Hindemith ist ein echter Coup. Vorausgesetzt, man mag Hindemiths Musik und lässt sich auf die komplexe Welt dieser drei Sonaten aus dem Jahre 1936 ein. Es ist erstaunlich, aber Glenn Gould ist bisher der einzige prominente Pianist, der diese Werke eingespielt hat. Ansonsten bietet Hyperion noch eine Gesamtaufnahme mit dem Pianisten Markus Becker an.
Paciariello spielt Hindemiths Musik sehr nuancenreich und etwas distanziert. Man fühlt sich mehr als einmal an den Stil Pollinis erinnert. Durch diese objektive Leseart, die ohne Geschmäckerlichkeit und ohne zu viel Emotionen auskommt, kann sich Hindemiths Musik erstaunlich gut entfalten. Der Hörer wird instinktiv auf eine gewisse Beobachterebene gebracht. So kann er quasi von außen Hindemiths Sonaten erleben und feststellen, welch gute Musik dies doch ist. Paciariello ist als Interpret makellos. Er findet durch seine überlegte Interpretation eine ideale Balance zwischen der Architektur der Stücke und dem musikalischen Ausdruck, den er allerdings nicht unmittelbar erfasst oder mitteilt, sondern vielmehr als logisches Resultat seiner analytischen Leseart gestaltet.