Franz Schubert hat vier Werke für die Besetzung Klaviertrio verfasst. Die rund fünfzehn Jahre früher entstandene Sonate B-Dur fehlt in diesem Set, das die beiden vollständigen Trios sowie das Notturno aus der Zeit um 1827 in einer wundervollen Aufnahme präsentiert.
Wenn man die Stimmungen beschreiben möchte, so ist das frühere Trio in B-Dur eher das fröhliche, während das Es-Dur Trio auch grüblerische und düstere Züge zum Ausdruck bringt. Robert Schumann beschrieb die Werke als einerseits mehr handelnd, männlich, dramatisch, andererseits als leidend, weiblich und lyrisch. Für das dritte Werk, das vom Verleger Diabelli eigenmächtig, möglicherweise inspiriert durch die harfenartigen Klavierakkorde am Beginn, als Notturno verlegte Adagio, ist nicht bekannt, ob es von Schubert als Solitär oder als langsamer Satz für ein weiteres Trio vorgesehen war.
Formell bedient sich Schubert der von Beethoven eingeführten viersätzigen Form. Allerdings werden die Konturen durch die Verwendung kleinerer Themen, von Wiederholungen und Scheinreprisen nicht so deutlich ausgearbeitet wie beim Beispielgeber.
Andreas Staier, der nach dem Studium als Cembalist bei ‘Musica Antiqua Köln’ startete, hat sich 1986 der freien Solisten-Laufbahn zugewendet und einen herausragenden Ruf am Cembalo und Hammerklavier erworben. Er hat zahlreiche CD-Aufnahmen eingespielt, viele wurden mit internationalen Preisen ausgezeichnet. Er erhielt auch persönliche Auszeichnungen, so war er 2014 ‘Künstler des Jahres’ der ICMA. Für die vorliegende Aufnahme verwendet er ein Fortepiano mit fünf Pedalen, die er auch zum Einsatz bringt. So erklingt im Andante con moto des Es-Dur Trios kurz auch das Spiel mit dem äußerst rechten Pedal, dem Janitscharenzug.
Daniel Sepec ist seit 1993 Konzertmeister der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen sowie Gast-Konzertmeister anderer Orchester. Die reiche Ausdrucksvielfalt der Barockmusik hat ihn bewogen, zunehmend Barockvioline zu spielen, so als Konzertmeister beim ‘Balthasar-Neumann-Ensemble’ oder als Solist mit der ‘Academy of Ancient Music’ und der ‘Wiener Akademie’. Außerdem pflegt er die Kammermusik. Hier spielt er auf einer Storioni Geige.
Der Cellist Roel Dieltiens spielt sowohl modernes als auch das Barockcello. Seine starke Persönlichkeit und überbordende Musikalität hat ihn schon früh in die großen Musikzentren geführt. Sein Cello ist ein modernes Cornelissen Instrument nach Stradivarimaßen.
Wenn starke Musikerpersönlichkeiten zusammen kommen, kann es zu einem Wettstreit der Solisten kommen. Das führt dann nicht zu einem guten Ergebnis. Die drei Künstler dieser Aufnahme sind über einen solchen Fehler erhaben. Sie nutzen die Gelegenheit gemeinsamen Spiels vielmehr dazu, auf der Basis des gleichen Atmens ein Mehr an gemeinsamem Ausdruck zu erreichen, so dass im Ergebnis die Summe die der Zahl der Einzelspieler vielfach übertrifft. Das kommt dann zum Beispiel dem exponierten Unisono der Streicher am Beginn des B-Dur Trios zugute. Doch ist das nur eines von vielen Beispielen, die man anführen könnte.
Das Fazit ist ganz einfach: Welch ein Genuss!