Das zweite Piano parlando-Album von Florence Millet beginnt mit einem weiteren Stück von Peter Ablinger, in das diesmal die Stimme von Pina Bausch eingespielt wird. Ein weiterer Track enthält die Stimme von Bernd Alois Zimmermann.
Die Sonate I.X.1905 – die nur dank ihrer ersten Interpretin, Ludmila Toutchkova, erhalten geblieben ist, die die beiden Anfangssätze kopiert hatte, nachdem der Komponist das Manuskript vernichtet hatte – ist von einer wahren Begebenheit inspiriert: der Tod eines Arbeiters bei einer Demonstration. Die Partitur ist Ausdruck des Entsetzens des Autors, und Catherine Millet schafft es mit dramatischem, kontrastreichem Spiel, die ‘Vorahnung’ (Titel des ersten Satzes) und ‘Der Tod’, den zweiten Satz, spannend wiederzugeben.
Der Ungarische Sprachkurs aus Kurtags Jatetok hat sich für das von Millet gewählte Thema direkt angeboten. Aber auch die anderen Stücke aus dem Zyklus werden hier narrativ geschärft, genau wie die übrigen kleineren Werke des Programms.
Die Danses gothiques sind eines von Erik Saties seltsamsten Werken. Die Komposition entstand 1893 während einer kurzen aber leidenschaftlichen Liebesaffäre Saties mit der Malerin Suzanne Valadon und seiner gleichzeitigen Beteiligung am Ordre de la Rose-Croix (Orden der Rosenkreuzer). Die Danses Gothiques sind alles andere als Tänze. Sie sind meditativ und obwohl mit neun Titeln versehen ein kontinuierlich zu spielendes Werk. Mit den Danses gothiques begann Satie seine Musik mit Texten zu unterlegen. Hier handelt es sich eben um Zwischentitel, die dazu dienen, Esoterik und mittelalterliche Themen in dieses Rose-Croix-Klavierstück einzuschleusen, zum Beispiel durch die Erwähnung religiöser Heiliger wie Saint Michel, der Erzengel, der Heilige Bernhard und die Heilige Lucie. Die Erwähnung von « großem Trübsal » sowie all die negativen, nicht-religiösen Themen wie « der arme Schlucker », Trunkenbolde, Geschändete, Ausschweifende stehen für die Trostlosigkeit, im Gegensatz zu der Erwähnung der Heiligen und der Vergebung der Sünden, die für Hoffnung stehen. Der Komponist bietet dem Interpreten also jede Menge an Indikationen, um die Musik zu interpretieren. Florence Millet tut das sehr zurückhaltend, betont den meditativen Charakter des Stücks und gibt der Musik einen dynamisch nicht besonders variablen, insgesamt etwas nüchternen Charakter mit starker Betonung und einer gewollt dunklen Färbung und einem schlanken Klang. . Jean-Yves Thibaudet und vor allem Reinbert de Leeuw haben mit mehr Nuancen und weniger Pausen die Musik weicher und empfindungsstärker gespielt.
Florene Millet’s second Piano parlando album begins with another piece by Peter Ablinger, this time featuring the voice of Pia Bausch. Another piece features the voice of Bernd Alois Zimmermann.
The Sonata I.X.1905 – which has survived only thanks to its first performer, Ludmila Toutchkova, who copied the first two movements after the composer destroyed the manuscript – is inspired by a true event: the death of a worker during a demonstration. The score is an expression of the author’s horror, and Catherine Millet succeeds in rendering the « Premonition » (title of the first movement) and « Death », the second movement, with dramatic and contrasting playing.
The Hungarian language course from Kurtag’s Jatetok lent itself directly to the theme chosen by Millet. But the other pieces in the cycle are also given a narrative sharpening here, as are the other smaller works on the program.
Danses gothiques is one of the strangest works by Erik Satie. The composition was written in 1893, during a brief but passionate love affair between Satie and the painter Suzanne Valadon and his simultaneous participation in the Ordre de la Rose-Croix (Order of the Rosicrucian). The Danses Gothiques are anything but dances. They are meditative, and although they have nine titles, they are a work that can be played continuously. With the Danses Gothiques, Satie began to underlay his music with texts. These are intertitles that serve to infiltrate this Rose-Croix piano piece with esotericism and medieval themes, for example by mentioning religious saints in these titles, such as Saint Michael, the Archangel, Saint Bernard and Sainte Lucie. The mention of the « Great Tribulation » as well as all the negative, non-religious themes such as « the poor wretch », drunkards, the ravished, the debauched, represent desolation, in contrast to the mention of the saints and the forgiveness of sins, which represent hope. In this way, the composer gives the performer many clues as to how to interpret the music. Florence Millet does so in a very reserved manner, emphasizing the meditative character of the piece and giving the music a dynamically not very variable, altogether rather sober character, with a strong emphasis and a deliberately dark coloring and a slender sound. Jean-Yves Thibaudet and especially Reinbert de Leeuw played the music with more nuances and fewer pauses, making it softer and more emotional.