Auch wenn die Namen deutsch klingen – Gebel stammt aus der Nähe von Breslau, Schuberth aus Magdeburg – so lebten und wirkten beide Komponisten lange in Russland, in St. Petersburg bzw. Moskau. In diesem Umfeld gibt es eine gewisse Tradition für solistische, aber groß besetzte Streicherwerke.
Für das Doppelquintett konnte sich Gebel auf seine Erfahrungen mit der Komposition von Quintetten stützen. Mit der verdoppelten Zahl der Mitspieler, zwei Bratschen und jeweils vier Geigen und Celli, boten sich ihm vielfältige Möglichkeiten, unterschiedliche Konstellationen für variantenreiche Klänge zu schaffen. Die große Besetzung ermöglicht auch durch geschickten Einsatz von bestimmten Kunstgriffen nahezu orchestrale Effekte, die sich mit zarten kammermusikalischen Momenten abwechseln. Carl Schuberth nahm ein Quintett und dieses Doppelquintett von Gebel mit zu seinem Bruder Julius, der es verlegte.
Das Oktett von Carl Schuberth wurde auch von seinem Bruder verlegt. Auch in diesem Werk werden die Celli mit schönen Kantilenen bedacht. Das Werk endet mit einem furiosen Allegro, das höchste technische Anforderungen an die Aufführenden stellt.
Für diese Aufnahme haben sich zwei Ensembles zusammen getan. Das Hoffmeister Quartett, benannt nach Franz Anton Hoffmeister, spielt auf historischen Instrumenten. Das Schwergewicht seiner Konzerte liegt auf der Wiener Klassik und der Eroberung vergessener Komponisten dieser Zeit, wie z. B. Gebel. Als fester zweiter Cellist hat sich Patrick Sepec hinzugesellt. Zur Komplettierung auf acht bzw. zehn Spieler treten Solisten des Barockorchesters aus Breslau hinzu, die im nationalen Forum der Musik dieser Stadt beheimatet sind.
Während der Gebel in dieser Besetzung etwas forsch und kantig erklingt, entwickeln die vereinten Kräfte bei Carl Schuberth einen homogen ausgewogenen Klang, der das Werk im besten Licht erstrahlen lässt. Beide Stücke sind erfindungsreich gestaltete Kompositionen, deren Entdeckung sich lohnt.