Verhaltener Gefühlsausdruck und das Reflektive sind die Hauptmerkmale von Andris Nelsons Interpretation der 10. Symphonie, neben dem absolut grandiosen Spiel des ‘Boston Symphony Orchestra’, das allein für sich schon begeistert. Bei diesem Suchen nach tiefem, verinnerlichten Gefühl kommt aber so manches nicht zum Ausdruck, was man sonst mit diesem Werk verbindet, vor allem die Unerbittlichkeit der Musik, die Nelsons zu entpolitisieren scheint. Das geht aber auch zu Lasten der drängenden Kraft, die andere Interpreten sehr zum Vorteil der Komposition als Gestaltungsmittel benutzt haben und die sicher besser zum Titel der CD ‘Under Stalin’s Shadow’ passen würde, als Nelsons bisweilen sogar schwerfälliges Dirigieren im ersten Satz.
Der letzte Satz ist quirlig und verspielt und wird als brillantes Orchesterstück zelebriert, gerade wie die klanglich optimal aufbereitete Passacaglia aus der Oper ‘Lady Macbeth von Mzensk’. Am Ende ist es also vor allem das Orchester, das begeistert, dies nicht zuletzt wegen einer sehr transparenten und bestens ausbalancierten Aufnahme.
Sacrificing the implacability of Shostakovich’s Tenth, Andris Nelsons underlines the more tender feelings and the reflective side of the music. The Boston Symphony Orchestra’s playing is gorgeous.