Auch in seiner zweiten Aufnahme der Klaviersonaten von Sergei Prokofiev behauptet sich Alexander Melnikov als exzellenter Interpret. Vor allem gelingt es ihm, den modernen Charakter dieser Werke sehr deutlich zu vermitteln. Der rhythmische Diskurs und die quasi radikale Ausleuchtung der Partitur hinsichtlich moderner Klänge sind beeindruckend.
Melnikov spielt auf dieser CD drei Sonaten aus drei Schaffensperioden, verbindet sie allerdings durch eine klar strukturierte, sehr präzise und auf äußere Emotionen und effektvolle Virtuosität gänzlich verzichtende Interpretation. Dieser rote Faden kommt der Musik dann auch sehr zu Gute und zeigt selbst in der frühen Sonate Nr. 4 mit ihrem narrativen und poetischen Charakter, dass hier ansatzweise schon ein sehr reifer Prokofiev vorhanden ist. Es folgt eine sehr zerrissene Kriegssonate Nr. 7 aus dem Jahre 1942, die vieles vorausnimmt, was wir später durch Shostakovich kennenlernen werden. Atemberaubend gespielt wird auch Prokofievs letzte Sonate Nr. 9, die er für Svjatoslav Richter komponiert hat. Es ist ein Werk der wirklich leisen Töne. Melnikov versteht es, sein Spiel zurückzunehmen und die Nachdenklichkeit, die dieser Sonate anhaftet, klar und deutlich zu vermitteln. Seine expressive Interpretationskraft liegt in der Schlichtheit und der Reduktion aller Gefühle auf das Wesentliche. Grandios.